Neuer Zwischenfall bei der Deutschen Bahn. Schon wieder ist eine Minderjährige von einem Schaffner mitten auf der Fahrtstrecke vor die Tür gesetzt...

Potsdam. Neuer Zwischenfall bei der Deutschen Bahn. Schon wieder ist eine Minderjährige von einem Schaffner mitten auf der Fahrtstrecke vor die Tür gesetzt worden. Die 13-Jährige, die in einem Regionalexpress (RE6) auf dem Rückweg von der Schule in Heiligengrabe nach Neuruppin (Brandenburg) saß, hatte ihren Schülerausweis vergessen und musste in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) - 42 Kilometer vom Elternhaus entfernt - den Zug verlassen.

Noch schlimmer: Das Mädchen durfte nicht einmal seine Mutter anrufen, obwohl es dem Zugbegleiter unter Tränen versicherte, dass es Handy und Geldbörse samt Fahrkarte zu Hause vergessen hatte. Der Schaffner weigerte sich auch, das Mädchen mit seinem Diensthandy telefonieren zu lassen ("Die Kosten ersetzt mir keiner"), damit es seine Mutter benachrichtigen könne und diese in Neuruppin die Strafgebühr von 40 Euro zahlen könne.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte den Vorfall. Die Mutter des Mädchens sagte der "Märkischen Allgemeinen": "Der Schaffner hat sich auch nicht dadurch erweichen lassen, dass meine Tochter keine Verwandten in Wittstock hat. Ich finde das unverantwortlich. Er hat sie einfach mittellos allein gelassen. Mein Kind hätte auch an die falschen Menschen geraten können." Am Ende half ein Taxifahrer dem Mädchen weiter. Die Bahn hat inzwischen Kontakt mit der Familie des Mädchens aufgenommen und sich "in aller Form entschuldigt". Der Schaffner sei vorläufig "aus dem Dienst genommen", der Vorfall werde für ihn arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Es gebe die klare Regelung, dass Minderjährige niemals aus dem Zug gewiesen werden dürfen.

Erst im Oktober hatte sich in Mecklenburg-Vorpommern ein ähnlicher Fall ereignet. Dort warf eine Zugbegleiterin die zwölfjährige Deborah in Parkentin (Kreis Bad Doberan) in der Dunkelheit aus dem Zug, weil sie ihr Portemonnaie samt Fahrkarte vergessen hatte. Das Kind musste mit seinem schweren Cello fünf Kilometer nach Hause laufen. Die Bahn entschuldigte sich bei Deborahs Familie mit einem 25-Euro-Ticket .