Die Ultraschall-Radkontrollen an der Flotte der ICE-T-Züge werden sich nach Angaben der Deutschen Bahn auch noch auf den Mitte Dezember in Kraft tretenden Winterfahrplan auswirken. Zu erwartende Verspätungen und Fahrzeitverlängerungen würden vorerst im neuen Plan berücksichtigt, sagte Sprecherin Barbara Tünnemann der dpa.

Berlin. Man rechne bis dahin jedoch nur noch mit minimalen Abweichungen von der ursprünglichen Planung. Tünnemann bestätigte außerdem, dass die Kontrollen noch bis Februar 2009 dauern werden. Die umfangreichen Tests wurden veranlasst, nachdem zunächst bei einem und später bei einem weiteren ICE T ein Riss in einer Achse entdeckt worden war.

Da fortlaufend Züge in den Betrieb zurückkehrten, gehe man davon aus, dass sich die Lage Woche für Woche verbessern werde, sagte Tünnemann. Die Neigetechnik der ICE-T bleibe jedoch erst einmal abgeschaltet, was vereinzelt zu längeren Fahrzeiten führen werde. Von den 70 vorläufig aus dem Verkehr genommenen ICE-T wurde dem Bericht zufolge bisher ein Viertel überprüft. Die Bahn schaffe jedoch nicht mehr als zwei Züge pro Woche.

Die Bahn erwarte, "dass der Weihnachtsverkehr auf weit über zwei Drittel der betroffenen Strecken ohne Einschränkungen gefahren werden kann." Von den Einschränkungen sind folgende vier Strecken betroffen: Hamburg - Berlin - Leipzig - München, Wiesbaden - Frankfurt - Leipzig - Dresden, Stuttgart - Singen - Zürich, Dortmund - Koblenz - Mainz - Frankfurt - Nürnberg - Passau - Wien.

Trotz des ausgedünnten Fahrplans und der in vier Bundesländern gleichzeitig endenden Herbstferien seien am Wochenende bislang jedoch weder größere Verspätungen noch Chaos an den Bahnsteigen gemeldet worden.

Am Münchner Hauptbahnhof kam es vorübergehend zu Verzögerungen, nachdem ein leerer ICE ungebremst auf einen Prellbock aufgefahren war. Karl Friedrich Rausch, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, betonte in der "Bild am Sonntag": "Wir arbeiten rund um die Uhr und können die Kontrollen beschleunigen, indem wir zusätzlich 115 Mitarbeiter für diese Sonderkontrollen eingestellt bzw. geschult haben. Zudem haben wir acht neue Ultraschall-Prüfgeräte für 2,5 Millionen Euro bestellt. Solange wir nicht die Ursache für die Risse kennen, gehen wir absolut auf Nummer sicher."

Laut Rausch bedeutet das, dass die Bahn-Mitarbeiter die Achsen alle 30 000 Kilometer untersuchen, also alle drei Wochen. Schadenersatzforderungen an die Industrie schließt er nicht aus, "zumal für 27 Züge der ICE-T-Flotte noch die Gewährleistung bzw. Garantie seitens der Industrie gilt." Die Hersteller, so Rausch, müssten Aussagen über die Haltbarkeit der Radsatzwellen liefern.

Der Räder-Experte Vatroslav Grubisic sagte der "Frankfurter Rundschau", die Achsen der ICE-Züge könnten nachträglich verfestigt werden. Damit würde die Belastbarkeit um 15 Prozent erhöht. Die Achsen seien zu schwach für die Belastung, die dem ICE zugemutet werde, sagte der Experte, der auch als Gutachter für das Eisenbahnbundesamt arbeitet, dem Blatt.

Inzwischen hat auch die Berliner S-Bahn aus Vorsicht die Prüfintervalle ihrer Züge verkürzt, denn die dort verwendeten Achsen seien aus ähnlichem Material, wie die der ICE-Züge. Bisher seien bei den Überprüfungen aber keine Fehler an den Bauteilen entdeckt worden.