Tiefensee war früher als bekannt über die geplanten Bonus-Zahlungen beim Börsengang informiert.

Berlin. Wolfgang Tiefensee gerät immer mehr in Bedrängnis. Der Bundesverkehrsminister verwickelt sich im Umgang mit den Bonuszahlungen für die Vorstände der Deutschen Bahn nach dem geplanten Börsengang in immer größere Widersprüche. Am Freitag musste der SPD-Politiker zugeben, früher als bisher bekannt von den Sonderzahlungen gewusst zu haben.

Zusätzlich kam auch noch heraus, dass sich die Bahnchefs für 2009 Einkommenserhöhungen um 20 Prozent gönnen. Dies soll aus dem noch nicht veröffentlichten Börsenprospekt hervorgehen, der für die Teilprivatisierung gemacht worden war.

Die Opposition verlangte den Rücktritt des Verkehrsministers. Der FDP-Verkehrspolitiker Horst Friedrich sagte dem Abendblatt: "Es wird höchste Zeit, dass er geht." Kanzlerin Angela Merkel (CDU) allerdings steht weiterhin zu ihm, wie deren Sprecher Ulrich Wilhelm sagte.

Reichlich angestrengt wirkte am Freitag Tiefensees Sprecher Rainer Lingenthal, als er versuchte, das Verhalten seines Chefs als korrekt darzustellen. Der Minister hatte am Mittwoch Staatssekretär Matthias von Randow mit der Begründung entlassen, dieser habe ihn nicht über den Bonus-Beschluss im Aufsichtsrat informiert. Zwei Tage später räumte Lingenthal ein, Tiefensee sei bereits Mitte September unterrichtet worden. Aber: "Da war ein Einschreiten nicht mehr möglich." Der Staatssekretär hätte den Minister schon vor der Entscheidung des Personalausschusses der Bahn am 24. Juni informieren müssen.

Der für den 27. Oktober geplante Börsengang war wegen der Finanzkrise verschoben worden. Bahnchef Hartmut Mehdorn sollte schon bei einem Verkaufserlös von nur 3,5 Milliarden Euro einen Bonus von 150 000 Euro erhalten. Laut "Süddeutscher Zeitung" erhöht sich 2009 jetzt auch sein Grundgehalt von 750 000 auf 900 000 Euro. Seine Zulage könnte von 2,99 Millionen auf 3,51 Millionen Euro steigen. Für Bahnpersonalchefin Margret Suckale ist eine besonders üppige Erhöhung von 400 000 auf 550 000 Euro Grundgehalt vorgesehen. Ihre Sonderzulage könnte bis zu zwei Millionen Euro betragen.