Im CSU-internen Machtkampf um das Ministerpräsidentenamt deutet sich ein rasches Ende mit dem designierten Parteichef Horst Seehofer als Sieger an. Nach einem eindeutigen Votum der mächtigen Oberbayern-CSU für Seehofer ließ Wissenschaftsminister Thomas Goppel die Bereitschaft erkennen, seine Kandidatur zurückzuziehen.

München. Goppel sei sich aber mit Innenminister Joachim Herrmann einig, dies gemeinsam zu entscheiden. Das Votum der Oberbayern-CSU sei ein "sehr ernsthafter Grund", gemeinsam zu überlegen, "ob man das nicht von vornherein auf einen Kandidaten zulaufen lässt", sagte er nach der Sitzung des Bezirksvorstands der CSU Oberbayern in Brunnthal bei München.

Goppel kündigte an, er werde sich nun mit Herrmann über das weitere Vorgehen beraten. Auf die Frage nach einem Zurückziehen der beiden Kandidaturen sagte Goppel: "Ich fände es gut, wenn wir es gemeinsam machen." Er habe immer gesagt, dass eine überzeugende Mehrheit für einen Kandidaten nötig sei, betonte er. "Wenn Horst Seehofer dieser eine Kandidat ist, müssen wir beide überlegen, ob wir weitermachen", sagte Goppel über sich und Herrmann. Wenn die Partei nur einen Mann an der Spitze wolle, dann müsse man sich dem fügen. "Die Frage ist, welche Rückendeckung jemand kriegt." Formal hielt Goppel seine Kandidatur aber zunächst weiter aufrecht: "Ich bin Kandidat, genau wie der Kollege Herrmann."

Der Vorstand der Oberbayern-CSU hatte sich nach Angaben von Bezirkschef Siegfried Schneider zuvor mit "sehr, sehr großer Mehrheit" ohne Gegenstimmen und bei einigen Enthaltungen für Seehofer ausgesprochen. Damit liegt Seehofer in der Nachfolge-Frage klar in Führung. Auch in den CSU-Bezirksverbänden Oberpfalz, Niederbayern und München gibt es eine klare Präferenz für den amtierenden Bundesagrarminister. Für Herrmann gibt es vor allem in Franken Sympathien. In Unterfranken wird Goppel favorisiert.

Seehofer hatte zunächst eigentlich nur als Ersatzkandidat für den Fall gegolten, dass sich seine Konkurrenten nicht einigen. Landtagsfraktionschef Georg Schmid als vierter Bewerber hatte seine Kandidatur bereits am Freitag mangels Chancen zurückgezogen.

Schneider sagte, mit Seehofer stehe eine Persönlichkeit zur Verfügung, die "die politische Erfahrung und Kompetenz, aber auch die Durchsetzungskraft hat, die Interessen Bayerns und der CSU bestmöglich zu vertreten". Der frühere CSU-Chef und Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte, es habe im Bezirksvorstand eine überwältigende Meinung gegeben, die Funktionen des Parteichefs und des Regierungschefs einer Person allein zu übertragen. "Ich hoffe, dass die Verantwortlichen jetzt zu einer guten Lösung kommen", betonte er.

Nach dem Fiasko der CSU bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag waren CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein von ihren Ämtern zurückgetreten. Seehofer soll auf einem Sonderparteitag am 25. Oktober zum Nachfolger Hubers gewählt werden. Die Entscheidung über den Ministerpräsidenten-Kandidaten liegt am kommenden Mittwoch in den Händen der CSU-Landtagsfraktion. Der Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, sprach sich für einen Verbleib Seehofers in Berlin aus. Seehofer "wäre als CSU-Chef in der Bundesregierung ein Schwergewicht", sagte Koschyk der "Rheinischen Post".