Ministerin Ursula von der Leyen wünscht, dass diese Beispiele “weiter Schule machen“. Eine große Chance für Familien.

Wiesbaden. Das Elterngeld bleibt eine Erfolgsgeschichte: Erstmals seit der Einführung zum 1. Januar 2007 bei den Vätern ist die Grenze von

100 000 Empfängern überschritten. Seit Einführung der Leistung haben 103 000 Väter Elterngeld bezogen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Damit liegt der Anteil der Männer, die zur Betreuung ihres Babys mindestens zwei Monate zu Hause bleiben, bei 15 Prozent.

Im Jahr 2007 wurden 685 000 Kinder geboren. Damit wächst der Anteil der Väter seit der Einführung des Elterngelds weiterhin kontinuierlich. Beim früheren Erziehungsgeld hatte der Väter-Anteil nur 3,3 Prozent betragen.

Die Statistiker haben allerdings deutliche regionale Unterschiede festgestellt. Während in Berlin und Bayern bei über 19 Prozent der Neugeborenen der Vater das Elterngeld in Anspruch nahm, lag dieser Wert im Saarland nur bei sieben Prozent. Hamburg liegt mit knapp 17 Prozent im oberen Bereich.

Das Elterngeld war zum 1. Januar 2007 eingeführt worden. Ein berufstätiger Elternteil erhält ein Jahr lang 67 Prozent seines bisherigen Nettoeinkommens, höchstens aber 1800 Euro im Monat, wenn er wegen der Kinderbetreuung im Job pausiert. Wenn auch der Partner das Kind mindestens zwei Monate betreut, wird das Elterngeld 14 Monate gezahlt. Diese zusätzlichen zwei Monate nutzen die meisten Väter aus.

So ist etwa der Anteil jener Väter, die zwölf Monate Elterngeld bezogen, in Bayern mit acht Prozent am niedrigsten, für die zwei Monate Bezugsdauer mit 74 Prozent aber am höchsten. In Hamburg liegt der Anteil der Männer an den Paaren, die für zwei Monate für ihre Kinder zu Hause bleiben, bei 60 Prozent, nur 13 Prozent steigen ein ganzes Jahr aus dem Beruf aus. Mit 24 Prozent nahmen Männer in Bremen am häufigsten ein ganzes Jahr lang für ihre Kinder frei.

Im europäischen Vergleich hinken die deutschen Männer allerdings der Spitze weit hinterher. In Island nehmen 90 Prozent der Männer die für sie reservierte Elternzeit von drei Monten in Anspruch. Allerdings bekommen sie auch eine finanzielle Unterstützung von 80 Prozent ihres Gehalts und höchstens 55 000 Euro.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte, dass immer mehr Väter inzwischen die ganze zeitliche Spannweite des Elterngeldes von zwölf Monaten nutzen. "Die neuen Zahlen zeigen nicht nur, dass die Zahl der Väter in Elternzeit weiter wächst. Die Männer entdecken auch, dass das neue Elterngeld eine große Chance für sie bedeutet, Beruf und Familie ganz flexibel und passend zur persönlichen Lebenssituation miteinander zu vereinbaren", sagte von der Leyen.

"Auch wenn sich im ersten Jahr nach dem Start die Mehrheit der Väter noch für eine kurze Auszeit von zwei Monaten entschieden hat, wollen sich in sieben Bundesländern schon mehr als 15 Prozent aller Antragsteller ein ganzes Jahr Zeit für ihr Neugeborenes nehmen", sagte sie. "Egal ob zwei oder zwölf Monate, ich freue mich über jeden aktiven Vater und bin überzeugt, dass ihr Beispiel weiter Schule macht."

Vor allem für Frauen zahlt es sich aus, wenn sie sich die Betreuung der Kinder mit dem Partner teilen und schnell wieder in den Beruf einsteigen können. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung veröffentlichte erst jetzt eine Studie, nach der die Kinderzahlen dort besonders hoch sind, wo Frauen einen Job haben. Das sind vor allem die skandinavischen Länder und die Schweiz. In Deutschland konnte die Geburtenrate von 2006 auf 2007 immerhin von 1,33 auf 1,37 Kinder pro Frau gesteigert werden. In Skandinavien liegt sie etwa bei 1,9, was eine stabilere Bevölkerungsentwicklung verspricht.