Der “Mann mit dem goldenen Mercedes“ ist tot : Der langjährige DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel starb am Donnerstagabend im Alter von 82 Jahren nach...

Berlin. Der "Mann mit dem goldenen Mercedes" ist tot : Der langjährige DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel starb am Donnerstagabend im Alter von 82 Jahren nach langer Krankheit in seiner oberbayerischen Wahlheimat Schliersee.

Vogel gehörte zu den schillerndsten Figuren im deutsch-deutschen Verhältnis. Nach dem Mauerbau hat er einer Viertelmillion DDR-Bürgern zur Ausreise in den Westen verholfen und so manchen Agentenaustausch zwischen Ost und West mit eingefädelt.

Der am 30. Oktober 1925 im schlesischen Wilhelmstal geborene Vogel studierte Jura in Jena und Leipzig und arbeitete als Hauptreferent für Strafrecht im DDR-Justizministerium. 1954 eröffnete Vogel eine Anwaltspraxis in Ost-Berlin, 1957 erhielt er auch die West-Berliner Zulassung.

Nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 war er am Freikauf von knapp 33 800 politischen Häftlingen beteiligt. Und als einzige legale Anlaufstelle ermöglichte er 215 000 Antragstellern die Ausreise in den Westen. "Menschliche Erleichterungen gegen harte D-Mark" war das Motto - von 1977 an zahlte die Bundesrepublik rund 96 000 Mark pro Häftling.

Auch beim Austausch von Spionen aus Ost und West nahm der wendige Rechtsanwalt eine Schlüsselrolle ein: Schon 1962 wirkte er bei dem spektakulären Deal um den über der Sowjetunion abgeschossenen US-Piloten Gary Powers mit, der gegen den sowjetischen Spion Rudolf Abel freikam. Auch dem einstigen KGB-Mann Heinz Felfe sowie Kanzleramtsspion Günter Guillaume verhalf er zurück in die DDR.

Nach dem Fall der Mauer wurde Vogels Tätigkeit dann ein Fall für die bundesdeutsche Justiz: Er kam 1992 wegen des Verdachts der Erpressung in Untersuchungshaft, schließlich musste er sich vor dem Berliner Landgericht wegen des Vorwurfs verantworten, er habe Ausreisewillige zum Verkauf von Immobilien gezwungen. Während ihn einige seiner Mandanten belasteten, erhielt er Schützenhilfe von prominenten West-Politikern wie dem einstigen CDU-Chef Rainer Barzel oder Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Und Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) besuchte Vogel im November 1993 sogar demonstrativ in der Berliner Haftanstalt Moabit. Schmidt sagte am Freitag, Vogel habe sich um die Freiheit vieler Deutscher verdient gemacht. "Wir alle schulden ihm Dankbarkeit und Respekt."

Die Erpressungsvorwürfe bestätigten sich im Gerichtsverfahren nur zum Teil, im Januar 1996 verurteilten ihn die Berliner Richter zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Vogel, so das Urteil, sei keineswegs ein Entscheidungsträger gewesen, sondern lediglich ein "hochrangiges Werkzeug". Nach weiteren Prozessen wurde Vogel jedoch 1998 vom Bundesgerichtshof endgültig vom Erpressungsvorwurf freigesprochen. Er hat sein Wirken stets verteidigt, aus der Ambivalenz aber auch keinen Hehl gemacht: "Meine Wege waren nicht weiß und nicht schwarz", bekannte Vogel, der seine letzten Lebensjahre zurückgezogen in Oberbayern verbrachte. "Sie mussten grau sein - anders ging es nicht."