Frankfurt/Main. Jüdische Opfer der Blockade Leningrads (St. Petersburg) durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg haben Anspruch auf Entschädigung. Wenn sie die Voraussetzungen dafür erfüllen, können sie eine Einmalzahlung von 2556 Euro erhalten, teilte die für Ansprüche jüdischer NS-Opfer kämpfende Claims Conference am Montag in Frankfurt am Main mit. Eine entsprechende Zusage habe sie in Verhandlungen mit der Bundesregierung erreicht. Der Repräsentant der Claims Conference in Deutschland, Georg Heuberger, sprach von einem historischen Durchbruch.

Während des Vormarschs deutscher Truppen auf Leningrad 1941 hatte die jüdische Bevölkerung versucht, sich so weit wie möglich ins Stadtzentrum zurückzuziehen. Jüdische Einwohner, die nicht fliehen konnten, wurden im schon besetzten Gebiet vielfach gequält und erschossen. Das größte Massaker gab es im Leningrader Vorort Puschkin, wo 800 Juden in den Keller des Jekaterinen-Palasts verschleppt und anschließend in einem benachbarten Park ermordet wurden.

Ab September kesselten die deutschen Truppen Leningrad ein und schnitten die Stadt weitgehend von jeder Versorgung ab. Rund eine Million Menschen starben - meist durch Verhungern oder Erfrieren. Darunter waren auch viele der rund 300 000 Juden. Die mit Deutschland vereinbarte Einmalzahlung können nunmehr jüdische Überlebende erhalten, die in einem gewissen Zeitraum zwischen September 1941 und Januar 1944 in Leningrad eingeschlossen oder in dieser Zeit von dort geflohen waren.