Berlin. Die Proteste gegen das erstmals vor dem Berliner Reichstagsgebäude abgehaltenen Gelöbnisses von Rekruten der Bundeswehr sind nach Einschätzung der Polizei friedlich verlaufen. Bei zwei Demonstrationen mit wenigen Hundert Teilnehmern wurden am Sonntag sieben Menschen vorübergehend festgenommen, darunter die ehemalige RAF-Terroristin Inge Viett. Von 26 Demonstranten überprüften die Beamten die Personalien. Alle waren nach Angaben der Polizei gestern wieder auf freiem Fuß. Die Festnahmen erfolgten wegen Farbschmierereien und Widerstands gegen Beamte. Demonstranten wollten Polizisten daran hindern, das Sirenengeheul aus einem ihrer Lautsprecherwagen zu stoppen.

Inge Viett gehörte zu den meistgesuchten Terroristen der RAF. Sie gehörte Anfang der 70er-Jahre der terroristischen "Bewegung 2. Juni" an, floh mehrmals aus dem Gefängnis und schloss sich 1979 der Rote Armee Fraktion (RAF) an. 1983 tauchte die Kindergärtnerin in der DDR unter, wo sie nach der Wende im Frühjahr 1990 enttarnt wurde. 1992 wurde Viett zu 13 Jahren Haft wegen versuchten Mordes an einem Polizisten verurteilt, aber bereits Anfang 1997 nach Verbüßung von zwei Dritteln ihrer Haft (einschließlich langer Untersuchungshaft) entlassen. Die heute 64-Jährige hat seit Langem der Waffengewalt abgeschworen. Die Gelöbnisgegner vom Bündnis "Gelöbnix - gegen Militarisierung des Alltags" sprachen von massiver Gewalt der Polizei, ihr Fahrzeug sei gestürmt worden. Dem widersprach die Polizei. Rund 200 Menschen hatten am Rande des Tiergartens protestiert. Erwartet hatten die Gelöbnisgegner an die 1000 Teilnehmer.