Bundesregierung lehnt therapeutisches Klonen ab. US-Wissenschaftler wollen bisher unheilbare Krankheiten behandeln.

Berlin. An den erfolgreichen Klon-Experimenten der US-Forscher um Andrew French scheiden sich die Geister. Während manche die Erschaffung des ersten menschlichen Klonembryos aus einer erwachsenen Körperzelle am Freitag schon als "Durchbruch" für die Medizin feierten, lehnten mehrere Politiker diese Forschung entschieden ab. "Das therapeutische Klonen ist ethisch nicht hinnehmbar", entschied etwa Bundesforschungsministerin Annette Schavan im Schulterschluss mit Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU). Der SPD-Bioethikexperte Wolfgang Wodarg nannte in der "Berliner Zeitung" das Klonen von Menschen "ein Horrorszenario", sein Parteikollege Rene Röspel sprach in der "Frankfurter Rundschau" von einer "unverantwortlichen Grenzüberschreitung".

Die Forschergemeinde reagierte gelassener. "Die Ergebnisse müssen sorgsam geprüft und reproduziert werden", betonte etwa der Stammzellforscher Oliver Brüstle von der Universität Bonn. "Ähnliche Daten wurden bereits 2005 veröffentlicht. Damals wie jetzt ist es letztendlich nicht gelungen, auf diesem Weg Stammzelllinien für die Medizin zu etablieren." Ähnlich zurückhaltend blieb Brüstles Kollege Jürgen Hescheler von der Universität Köln. Die Studie sei solide gemacht, aber da keine Stammzellen gewonnen worden seien, lasse sich auch noch nichts über deren mögliches Potenzial sagen, erläuterte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung.

Die Vision mancher Mediziner ist es, aus geklonten Stammzellen in Zukunft maßgeschneidertes Ersatzgewebe für schwer kranke Menschen zu züchten. Dafür müsste aus der Körperzelle eines Patienten ein Embryo geklont werden, dem Stammzellen entnommen werden. Diese Alleskönner sollen dann in die gewünschte Gewebeart gezüchtet werden. Dank des Klonens hätte dieses Ersatzgewebe dasselbe Erbgut wie der Patient und würde von dessen Körper nicht abgestoßen.

Nach Ansicht von Kritikern würde der Mensch durch dieses sogenannte therapeutische Klonen zum Ersatzteillager. Der Klonpionier Miodrag Stojkovic, dessen Gruppe 2005 den ersten menschlichen Klonembryo überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert hatte, hält diese Vision derzeit allerdings ohnehin noch für "Science-Fiction": "Das Verfahren ist noch längst nicht ausgereift, ineffizient und wahrscheinlich sehr teuer. Wer kann sich das schon leisten?"

Der Stammzellforscher vom Prinz-Felipe-Forschungszentrum in Valencia (Spanien) verspricht sich von geklonten Stammzellen neue Erkenntnisse über angeborene Krankheiten. "Es gibt rund 1800 menschliche Erbkrankheiten, bei vielen davon kennen wir nicht die Ursachen und können nur Symptome behandeln", betonte er. Mit Stammzelllinien, die Gene für solche Erbkrankheiten enthalten, ließe sich im Labor die Ursache der Leiden erforschen. Das könnte auch einmal zu neuen, konventionellen Therapien führen, sagte Stojkovic.