Sofort viele Leserbriefe: Eva Herman, die bei der Vorstellung ihres neuen Buches die offizielle Wertschätzung der Mutterrolle im Dritten Reich lobte, wird kritisiert und verteidigt. Die Aussagen reichen von “völlig neben der Kappe“, “Hitler hätte seine Freude gehabt“ bis “im Dritten Reich war nicht alles schlecht“ und “wir benutzen ja auch die Autobahn“.

An das Hamburger Abendblatt ,

Brieffach 2110, 20350 Hamburg

E-Mail: briefe@abendblatt.de

Respekt

"NDR entlässt Eva Herman wegen Nazi-Vergleich", HA, 10.9., und "Das schließt nahtlos an die Nazizeit an" sowie "Eva Herman und das Dritte Reich", HA, 11.9.

Mein Respekt an den NDR, diesem "Urgestein" zu kündigen! Bestimmt sehen wir sie bald bei Sat.1, denn die mögen auch gedopte Radfahrer.

Helmuth Spickmann, Hamburg

Hysterie

Die freiheitliche, wachsame Aufarbeitung der seit über 60 Jahren verschwundenen Vergangenheit nimmt immer stärkere pathologischen Züge an. Es grenzt an Hysterie, wenn Sie und andere Zeitgenossen die nun wirklich harmlose hermansche Wertschätzung der Mutter mit dem Messerangriff auf einen Rabbiner durch einen Araber in einem Atemzug nennen. Trotz Bedauerns der Medien konnte ebenso bei der Schlägerei von Mügeln keine von Rechts organisierte Tat festgestellt werden. Wenn Sie beklagen, dass die Synagogen in Deutschland geschützt werden müssen, ist es in diesem Zusammenhang absolut widersinnig, da bisherige Übergriffe ausschließlich von ausländischen Tätern ausgingen.

Knut Leissner, Buchholz

Wenig Wertschätzung

Die Aussage über die Wertschätzung der Mütter im Dritten Reich ist völlig neben der Kappe. Was Frau Eva Herman mit ihrem Mutterkreuzzug vermitteln will, ist in einer globalisierten Zeit nicht mehr umzusetzen. Mütter müssen arbeiten für ihre Rente und für den Unterhalt der Familie. Ein Alleinverdiener kann in der Regel eine Familie nicht mehr ernähren. Auch wenn die Politik in den letzten Jahren familienfreundlicher geworden ist, so ist die Wertschätzung der Mütter zu kurz gekommen.

Peter Groth, Ellerau

Verblüfft

Es ist völlig unerheblich, ob ich mit Ihren Ausführungen zu den Äußerungen von Eva Herman übereinstimme. Und gern will ich zumindest im ersten Teil des Schlaglichts Ihrem Wortwitz folgen. Aber im zweiten Teil, Herr Jürgs, da verblüffen Sie mich durch eine Sicht vom Elfenbeinturm, den ich von Ihnen sonst gar nicht kenne. Bei allem Respekt vor Ihren sachlichen Zahlenbeispielen rund um NPD-Abgeordnete, aber "in ostdeutschen Parlamenten lümmelnde NPD-Dummies"? Weder will ich glauben, dass Sie nur die Visagen der ersten Reihen auf der Straße wahrnehmen anstatt vor allem die gefährlichen Strategen im Hintergrund. Noch will ich glauben, dass Sie sich in Wähnung sicherer lokaler Distanz über diese Leute lustig machen. Denn dieses Lustigmachen, das haben wir ja in Deutschland erfolgreich hinter uns. Eine Partei, die bereits seit Anfang der 90er konsequent den (ehemalig großen) Volksparteien die Jugendarbeit auf Dorf-, Kreis- und Landesebene abgenommen hat, zieht nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine ganze Generation in Ostdeutschland groß. Ihre Ausführungen im letzten Drittel des Schlaglichts liegen auf dem Niveau tradierter Polemik.

Klaus Ringler, per E-Mail

Verurteilt

Ihr Aufsatz zur Familien-Ideologie im Dritten Reich umfasst 126 Zeilen. Auf 55 Zeilen davon werden Verbrechen gegen die Menschenwürde behandelt. Von den 71 verbleibenden Zeilen gehen elf Zeilen für den Kampf gegen/für den Feminismus verloren. Bleiben 60 Zeilen für das Thema. Das abgebildete Mutterkreuz in Gold gab es erst bei acht Kindern. Bei vier Kindern verlieh "der Führer" das Mutterkreuz in Bronze, bei sechs Kindern reichte es für Silber. Die derzeitige Familienministerin UvdL (umgangssprachliche Abkürzung) hätte mit den bis dato geborenen von-der-Leyen-Sprösslingen lediglich Anrecht auf das Mutterkreuz in Silber.

Jedenfalls ist es Ihnen "gelungen", die Familienpolitik der braunen Faschisten mithilfe der systemimmanenten Menschenrechtsverletzungen in Bausch und Bogen zu diffamieren. Für eine "erfolgreiche" Kampagne muss man halt möglichst viel Dreck schmeißen, damit möglichst viel kleben bleibt. Sie werden sicherlich mit dieser Methode "Erfolg" haben - aber mit seriösem Journalismus hat das nichts mehr zu tun ! Herman hat mit den Sauereien des "Staates" zwischen 1933 und 1945 nichts zu tun, sie hat sich sogar eindeutig kontra ausgesprochen. Dennoch fliegt ihr die braune Sch. . . ins Gesicht und um die Ohren ! (Wenn das nicht "genial" ist . . .!)

Hansjoachim Sieber, Hamburg

Sie würde trauern

Es ist jammerschade, dass Frau Herman nicht im Dritten Reich gelebt hat. Adolf Hitler hätte seine helle Freude gehabt: blond, blauäugig, drall, eben nordisch. Sie hätte unserem Führer mindestens vier Söhne geschenkt, das Mutterkreuz bekommen. Heute würde sie an schlichten Holzkreuzen in der Weite Russlands um ihre Söhne trauern.

Dr. Joachim Rudert, Pinneberg

Nicht so streng!

Seid nicht so streng mit Eva Herman! Als Nachrichtensprecherin hatte sie die Gedanken anderer zu verlesen, als Moderatorin bot sie leichte Kost, und als Autorin war sie niemals ernst zu nehmen. Eine schöne Frau ist sie, aber doch keine kluge. Jahrelang bestach sie mit ihrem Charme, aber nicht mit historischer oder politischer Sensibilität. Ihr Geld verdiente sie als Gesicht, nicht als Kopf. An all das hätten Journalisten denken sollen, bevor sie allzu streng den Stab brachen über Eva Herman.

Christian Schnee, Bonn

Mütter ausgenutzt

Dass Müttern und Familien moralisch der Rücken gestärkt werden soll, ist prinzipiell gut und wichtig - mutiert zum Missbrauch, wenn man ausgerechnet die Nazi-Zeit hierfür als Vorbild an den Haaren herbeizieht. Mütter und Familien wurden von den Nazis zynisch ausgenutzt und missbraucht: Nicht die Familien waren wichtig, sondern die Nazi-Ideologie. Mütter wurden nur dann geschätzt, wenn sie der Ideologie dienten - sprich: "rassereine" Kinder zur Welt brachten, sie nationalsozialistisch erzogen, sie in die HJ steckten und später als Kanonenfutter an die Front oder als zukünftige Nazi-Mörder in die SS steckten. Wie wenig Mütter den Nazis an sich wert waren, zeigt die gnadenlose Verfolgung und Ausrottung all der Mütter und ihrer Familien, die - obwohl deutsch - zur Nazi-Ideologie nicht passten, wie etwa Mütter mit behinderten Kindern, Mütter aus politischen oder kirchlichen Oppositionskreisen, jüdischen Familien und Mischehen.

Christel Almagor, per E-Mail

Überreagiert

Meine Tochter hat vor Jahren in einem Abituraufsatz zur Geschichte des Dritten Reiches für die Bemerkung: "Nicht alles war schlecht " automatisch die Note 5 kassiert. Ich meine, so einfach kann man mit dieser Zeit nicht umgehen. Wir benutzen heute alle die Autobahn und fahren nicht aus Protest auf der Landstraße. Als Deutsche müssen wir endlich lernen, sowohl mit dem Bösen als auch Guten dieser Zeit umzugehen. Die Rolle der Mutter hatte in der Vergangenheit unbestritten einen höheren Stellenwert als in heutiger Zeit! Meines Erachtens hat der NDR überreagiert und Eva Herman zu Unrecht abgestraft. Axel Schulz, Norderstedt

Hetzjagd

Unglaublich, die Hetzjagd auf Herman ist eröffnet. Sie wird von allen Seiten in die rechte Ecke abgeschoben und mit dem Rabbiner-Messerstecher in Frankfurt und dem Mob in Mügeln über einen Kamm geschert (siehe HA-Kommentar). Laut der "Bild"-Zeitung lobt sie angeblich Hitlers Familienpolitik, nur weil sie vermutlich sachlich richtig die Wertschätzung der Mutter und Familie vor, während und eine Zeit nach der NS-Zeit darstellte.

Klaus Lübcke, per E-Mail

Entsetzt

Ich bin einigermaßen entsetzt über die Art und Weise, wie man mit Eva Herman umgeht. Im Dritten Reich war nicht alles schlecht. Die Familie und die Nachbarn haben da zusammengehalten. Lehrer und Eltern zogen an einem Strang, und kein Schüler hätte sich erlaubt seine Hausaufgaben nicht zu machen. Das Fehlen in der Schule wurde sofort hinterfragt, und bei Krankheit wurden Kinder nicht einfach fallengelassen, sondern durchBringen der Hausaufgaben im Stoff mitgenommen. Das gilt auch noch für die Zeit nach dem Krieg. Heute ist die Familie nichts mehr wert. Es zählt nur noch, wo verbringe ich meinen nächsten Urlaub, wer hat das neueste Computerspiel. Es wird von den Eltern leider so vorgelebt. Jeder versucht nur noch für sich selber die beste Position zu finden.

Karla Krahl, Hamburg

Einseitig

Willkommen im Land der Duckmäuser und Einäugigen. Wahrscheinlich wissen Sie es schon: In diesem Lande gibt es keine Meinungsfreiheit, sonst hätten Sie bald ihren Job nicht mehr. Sonst geht es Ihnen wie Eva Herman. Widerlicher Höhepunkt, dass sich die Abendblatt-Schreiberin brüstet den "Eva-Herman-NS-Skandal" enthüllt zu haben. Dafür gibt es eine Beförderung und Eva H. in den Orkus. Man ärgert sich über so viel Einseitigkeit.

Friedl Goth, per E-Mail

Erst überlegen

So ganz unrecht hat Frau Herman mit ihrer Aussage zum Status einer Mutter nicht - so die Reaktion in meinem direkten Umfeld -, aber eine so medienpräsente Person sollte doch erst überlegen und dann den Mund aufmachen, und das gilt nicht nur für Frau Herman. Unter den (wo auch immer) berufstätigen Müttern hat die "nur Hausfrau" doch vielfach einen schlechten Stand.

Dieter Schlenz, Oststeinbek

Geborgenheit

Bisher habe ich die Bundesrepublik für das freieste Land der Welt gehalten. Ganz besonders geschätzt habe ich die Freiheit des Wortes. Was Eva Herman, einst geschätzte Frontfrau der Medien, jetzt durch diese widerfährt, übersteigt mein Gerechtigkeitsempfinden in höchstem Maße. Massiv und deutlich bringt diese Frau ihre Distanz zur Hitler-Diktatur zum Ausdruck. Ihre Kernaussage, und darauf kommt es an, lautet: Kinder, Familie und ganz besonders Mütter sollten in unserer heutigen Zeit Wertschätzung und Anerkennung von der Gesellschaft erfahren und keine Abwertung. Ein Kind unter drei Jahren braucht die Liebe und Geborgenheit seiner Mutter rund um die Uhr, eine Fremdbetreuung kann nur als Ersatz dienen. Wer materielle Werte über menschliche Werte setzt, wird es heimgezahlt bekommen, spätestens in der Altenbetreuung durch seine eigenen Kinder. Besser drückt es die Bibel aus: Was der Mensch sät, wird er ernten.

Renate Schober, Großhansdorf