Der Sohn des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg hat US-Filmstar Tom Cruise aufgefordert, auf die Rolle des Widerstandskämpfers in einem Film zu verzichten.

MÜNCHEN. Der Sohn des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg hat US-Filmstar Tom Cruise aufgefordert, auf die Rolle des Widerstandskämpfers in einem Film zu verzichten. "Er soll seine Finger von meinem Vater lassen", sagte Berthold Schenk Graf von Stauffenberg der "Süddeutschen Zeitung".

Er solle "einen Berg besteigen oder in der Karibik surfen gehen. Es ist mir wurscht, solange er sich da raushält". Die Dreharbeiten für den Film "Valkyrie" (nach dem Namen der gescheiterten Verschwörung "Operation Walküre") sollen im Juli beginnen. Stauffenberg sagte, es sei ihm "unsympathisch", dass ein bekennender Scientologe seinen Vater verkörpere. Zudem befürchte er, "dass da ein grauenvoller Kitsch rauskommt". Juristische Schritte plane er aber nicht, sagte der 72-jährige ehemalige Generalmajor der Bundeswehr. Sein Vater sei nun einmal eine Person der Zeitgeschichte. Der Sohn kritisierte außerdem den Umgang mit der NS-Zeit in Deutschland: "Wir Deutsche sind nicht dazu in der Lage, mit unserer Geschichte angemessen umzugehen. Entweder wir treten als arrogante Herrenmenschen auf oder als devote und servile Bücklinge", sagte er. "Früher durfte nur gesagt werden: ,Wir waren alle böse.'" Nun schlage das Pendel ein bisschen zu weit in die andere Richtung aus. "Plötzlich ist sogar Grass dabei gewesen ."

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte am 20. Juli 1944 versucht, Adolf Hitler mit einer Bombe zu töten. Hitler überlebte, Stauffenberg wurde wenig später erschossen.

Die Sektenexpertin der Unionsfraktion, Antje Blumenthal, sagte, Cruise werde für den Film keine Drehgenehmigung im Berliner Bendlerblock, wo das Attentat geplant wurde, erhalten. Dies habe ihr Verteidigungsminister Jung (CDU) zugesichert. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es liege keine Anfrage für eine Drehgenehmigung vor. Grundsätzlich werde unter dem Gesichtspunkt entschieden, ob der Film geeignet sei, das Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu steigern.