BERLIN. Wer in Deutschland Intercity fährt, Make-Up-Entferner kauft oder japanische CD-Player zum Laufen bringen will, muss Englisch beherrschen. Ob Hinweisschilder auf Bahnhöfen und Flughäfen, Gebrauchsanweisungen für Dampfbügeleisen oder Werbeprospekte aller Art - die deutsche Sprache hat es zunehmend schwer. Der Schlussverkauf heißt inzwischen "Sale", Toiletten der Bahn sind zum "WC Center" geworden. Mit einer Initiative für "sprachlichen Verbraucherschutz" will die Unions-Fraktion im Bundestag weniger Englisch und weniger Sprach-Mischmasch ("Denglisch") und dafür mehr verständliches Deutsch in den Alltag bringen.

Die Fraktion geht davon aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland englische Begriffe nicht richtig oder gar nicht versteht. "Wir dürfen es im Lande nicht zulassen, dass Menschen sich ausgegrenzt fühlen und am Alltag nicht mehr teilnehmen können", sagte die CDU-Menschenrechtspolitikerin Erika Steinbach. Die Bundesregierung solle deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und Gesetzestexte verständlich formulieren.

Kritik üben die Unions-Politiker auch an der Deutschen Bahn. "Service Point", "Carsharing", oder "Touch & Travel", das geplante Angebot, das Mobiltelefon als Bahnfahrkarte zu nutzen - Bahn-Kunden müssen Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellen. Die Deutsche Bahn AG hält dagegen. "Wir sind ein international agierender Konzern", sagt ein Bahnsprecher. Deswegen müssten die Begriffe im Kundeninteresse auch in Englisch angegeben werden. Trotzdem ist die Bahn jedoch offen, die Forderung nach verständlicher deutscher Sprache zu prüfen.

Der Verein Deutsche Sprache verleiht in jedem Jahr den Titel des Sprachpanschers. Diesen Titel erhielt im vergangenen Jahr Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Er hatte Englisch als Arbeitssprache bezeichnet und sah die deutsche Sprache nur der Familie und Freizeit vorbehalten. "Wir sind keine Fremdwortjäger", sagt Vereinsvorstand Menno Aden. "Es geht darum, die deutsche Sprache im eigenen Land wieder verständlich zu machen." Die Aktion "Lebendiges Deutsch" sucht nach deutschen Wörtern für englische Begriffe.

In der Werbung gibt es inzwischen jedoch auch schon Gegenbeispiele. Der Werbespruch einer Parfüm-Filialkette "Come in and find out" wurde ersetzt durch den Zusatz "macht das Leben schöner". Das Übersetzen englischer Begriffe ist nicht immer leicht. Das zeigt sich an einem Beispiel der Bahn: "Touch & Travel" wird dort spaßeshalber bereits mit "Fummeln und Fahren" übersetzt.