BERLIN. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) will noch in diesem Jahr ein Ehrenmal für alle getöteten Bundeswehrangehörigen errichten. Seit Aufstellung der Bundeswehr im Jahr 1956 waren dies etwa 2600 Soldaten. 65 Bundeswehrsoldaten starben in Auslandseinsätzen. "Die Toten haben Anspruch auf einen zentralen Ort ehrenden Gedenkens", sagte Verteidigungsminister Jung.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bezweifelt unterdessen, dass die Deutschen schon bereit sind für eine breite öffentliche Debatte über dieses Thema. Die Politik habe noch nicht den Mut, der Bevölkerung die Wahrheit über die Gefahren der Bundeswehreinsätze im Ausland zu sagen. "Dabei müssen wir die Diskussion jetzt führen und nicht erst dann, wenn 50 tote Deutsche auf einmal nach Hause kommen", sagte der Generalsekretär des Volksbundes, Rainer Ruff.

Auch der Bundeswehrverband sieht die Deutschen noch nicht darauf vorbereitet, dass Soldaten im Ausland ums Leben kommen können. "Da stehen wir noch ganz am Anfang", sagte der Sprecher des Verbandes, Wilfried Stolze.

Der Grünen-Politiker Winfried Nachtwei warb für eine offene Herangehensweise an das Thema Tod. "Es geht um ein kollektives und öffentliches Erinnern", sagte Stolze. Nach Ansicht des FDP-Abgeordneten Rainer Stinner ist eine Diskussion im Bundestag angemessen.

Der Standort für ein solches Ehrenmal ist indes umstritten. Verteidigungsminister Franz Josef Jung will die Erinnerungsstätte am Sitz des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock in Berlin errichten lassen. Für die Politiker Winfried Nachtwei und Rainer Stinner ist dies der falsche Ort. "Das Ehrenmal gehört in die unmittelbare Nähe des Reichstages. Mit der Randlage am Bendlerblock wird die Öffentlichkeit nicht erreicht", sagte Nachtwei. Außerdem gebe es an diesem geschichtsträchtigen Ort bereits eine Gedenkstätte für den deutschen Widerstand im Zweiten Weltkrieg. Der FDP-Politiker Rainer Stinner argumentierte mit der symbolischen Nähe zum Parlament, "um auch die Parlamentarier an ihre Verantwortung zu erinnern". Ähnlich sieht es die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Ulrike Merten (SPD).

Doch der Verteidigungsminister hält an seinen Plänen fest. Eine Findungskommission soll den Plan umsetzen, der Grundstein am Ort des Militärs noch in diesem Jahr gelegt werden.