ISO 9001: CDU-Stadträte machen's wie Manager . . .

Hamburg. In den Augen überkritischer und untertoleranter Zeitgenossen bedeutet Qualität heutzutage, dass ein Produkt so lange hält, bis es bezahlt ist. Was Qualität bei einer Kartoffel oder einer Hose bedeutet, wissen wir. Aber wie beurteilt man Qualität in der Politik? Nehmen wir Hartz IV - ein Regierungsprojekt, das 2002 mit dem Ziel gestartet wurde, die Arbeitslosenzahl binnen vier Jahren zu halbieren. Bilanzierend darf die Qualität dieser Maßnahme wohl getrost als suboptimal eingestuft werden.

Daher vertraut die CDU-Stadtratsfraktion in Saarbrücken jetzt lieber der ISO 9001. Das ist keine Küchenmaschine, sondern eine Qualitäts- richtlinie, die sonst in Wirtschaftsunternehmen Anwendung findet. Kernstück ist ein 160 Seiten starkes Handbuch mit allerlei klugen Verfahrensweisen, das die geschätzten CDU-Fraktionäre sicherlich im Handumdrehen verinnerlicht haben werden. Die fesselnde Lektüre enthüllt zum Beispiel alles über den "prozessbezogenen Ansatz". Der ja bekanntlich auf den vier Hauptprozessen einer Organisation beruht, welche einen Input in einen Output verwandelt. Darüber kann man doch nicht genug lesen.

Anschließend können die Politiker dann Abläufe souverän wie Manager steuern. Und Manager, die Krone der Erschöpfung, haben eben so ihre Erfolgsmethoden.

Da gibt es zum Beispiel das Prinzip "Management bei Jeans". Dabei sitzen die Nieten an den wichtigsten Stellen. Oder "Management bei Fallobst": Entscheidungen fallen von selbst, wenn sie reif sind. Diese beliebten Prinzipien sind aber noch keine Bestandteile des ISO-9001-Handbuchs. Saarbrückens CDU-Fraktionschef Martin Karren versprach, das neue Qualitätsmanagement werde den Wählern einen anerkannten Standard in der politischen Arbeit bescheren.

Politiker, so lautet ein uncharmanter Spott, seien Leute, die sich feiern lassen, wenn es ihnen gelingt, wenigstens einen kleinen Teil jener Probleme zu lösen, die sie selbst geschaffen haben.