Wenn Eltern ihre Kinder töten, sind häufiger Mütter die Täter als Väter. Sofern die Opfer Säuglinge sind, werden sie meist in den ersten 24 Stunden nach der Geburt getötet. Experten gehen von jährlich 40 bis 50 Fällen der Kindstötung durch die Eltern (Infantizid) aus, die entdeckt werden. Nach Erkenntnissen von Psychologen töten Mütter häufig, weil sie aus ihrer eigenen Situation keinen Ausweg sehen und das Kind nicht allein leben lassen wollen. Die meist gebildeten Mütter begehen dann einen "erweiterten Selbstmord".

Alleinerziehende mit mehreren Kindern oder emotional instabile Frauen, die an einer sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, fühlen sich mit der Erziehung oft überfordert. Zwischen 1992 und 1996 erstickte eine Mutter mit Borderline-Syndrom ihre drei Kinder in Ratekau (Schleswig-Holstein), weil sie nicht aufhörten zu schreien.

Sterben Kinder an den Folgen von Vernachlässigung, stammen die Eltern meist aus sozialschwachen Verhältnissen. So verhungerte die siebenjährige Jessica aus Hamburg im März 2005 qualvoll. Die arbeitslosen Eltern hatten ihre Tochter in einem völlig dunklen, ungeheizten Zimmer wie eine Gefangene gehalten.

Auch eine Wochenbettpsychose, in der die Mütter jeglichen Bezug zur Realität verlieren und ihr Kind verstoßen, kann zu einer Kindstötung führen. Mindestens eine von 1000 Müttern bekommt nach Expertenangaben solch eine Kindbettdepression, die im ersten bis zweiten Jahr nach der Geburt entstehen kann. Drei Ursachen sind bekannt: das Ungleichgewicht des Hormonhaushalts, das traumatische Geburtserlebnis sowie der gesellschaftliche Druck, eine gute Mutter zu sein. Weitere Motive sind die Tötung aus Mitleid, weil das Kind schwer krank ist, oder die Ermordung des gemeinsamen Kindes, um sich nach einer Trennung am ehemaligen Partner zu rächen. Einige Frauen "verleugnen" die Schwangerschaft auch bis zuletzt und töten das Kind dann, um den Partner nicht zu verlieren.