Kommetar

Deutschlands Ärzte schauen nicht mehr in eine rosige Zukunft. Nach jahrelanger harter Ausbildung sollen sie ihre Patienten nach neuestem Stand behandeln, mit modernster Medizintechnik, mit teuren Medikamenten, und das zum "Geiz-ist-geil-Preis". Lange haben die Ärzte stillgehalten. Zwar war ihre Ausbildung immer entbehrungsreich, aber danach ging es früher meist in eine komfortabel-gesicherte Existenz - ob in einer Klinik oder in eigener Praxis. Diese Zeiten sind vorbei, auch wenn die meisten Ärzte noch ein erträgliches Einkommen haben.

Das Gesundheitssystem, in dem die Mediziner nur ein Rädchen sind, ist abgeschottet - gesteuert von einer staatlich dirigierten Planwirtschaft, eingezwängt von einer Bürokratie und von Mechanismen, die blind dem wichtigsten Ziel folgen: die Ausgaben zu deckeln. In diesem System ist aber kein Spielraum für die Forderungen der Ärzte nach weniger Vorschriften und besserer Bezahlung. Das hat bisher noch keine Planwirtschaft geschafft. Viele Ärzte haben es nur noch nicht gemerkt: In Wahrheit sind sie staatlich Beschäftigte, denen von einigen Funktionären vorgegaukelt wird, sie würden nach Menge und Aufwand ihrer Leistung entlohnt. Dabei wird an sie nur verteilt, was im gedeckelten Topf zusammenkommt, und dort hinein fließt es nur spärlich wegen anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und der Probleme einer beständig alternden Gesellschaft. Wenn die Ärzte dieses System grundlegend ändern wollen, müssen sie mehr verlangen als höhere Honorare und bessere Arbeitsbedingungen. Dann muß das ganze Gesundheitssystem auf den Prüfstand. Solange dazu niemand imstande ist, werden alle noch so lauten und berechtigten Proteste wirkungslos verhallen.