HÜNFELD. Im hessischen Hünfeld ist gestern die bundesweit erste teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt ihrer Bestimmung übergeben worden. Hessen beschreite mit diesem Modell einen "Weg zur Innovation des Strafvollzugs", erklärten Ministerpräsident Roland Koch und sein Justizminister Jürgen Banzer (beide CDU). In dem Gefängnis stellt ein privater Betreiber etwa 45 Prozent des Personals. Die Gesamtverantwortung und die Verantwortung für die Sicherheit bleiben aber in staatlicher Hand. Der private Betreiber ist unter anderem für die Reinigung, die Verpflegung, die psychologische Betreuung und den Betrieb der Gefängnis-Werkstätten zuständig.

In der JVA arbeiten künftig 116 staatlich Bedienstete und 95 Angestellte des englischen Dienstleistungskonzerns Serco. Es stehen insgesamt 502 Haftplätze zur Verfügung. Als erster übernachtete gestern der hessische CDU-Fraktionschef Christean Wagner in einer der Zellen. Er hatte den Bau als früherer Justizminister vorangetrieben. Die ersten Gefangenen sollen im Januar in das Gefängnis kommen. Die ursprünglich veranschlagten Kosten von 71,6 Millionen Euro wurden um voraussichtlich fünf Millionen Euro unterschritten.

Es gebe bereits ein reges Interesse anderer Landesjustizverwaltungen, der Wissenschaft und sogar anderer Länder bis hin nach Japan an der Konzeption der JVA, erklärten Koch und Banzer. Andere Bundesländer planten bereits konkret den Bau und Betrieb neuer Justizvollzugsanstalten nach dem "Hünfelder Modell". Die Politiker verwiesen darauf, daß das Land durch die Übertragung eines Teils der Betriebsleistungen an ein privates Unternehmen jährlich etwa 15 Prozent der Betriebskosten einsparen werde. Dies entspreche rund 660 000 Euro pro Jahr.

Gefängnisdirektor Werner Päckert will die Anstalt hart, aber fair führen. "Entscheidungen müssen auch für die Gefangenen nachvollziehbar sein, dann werden sie akzeptiert", sagte der promovierte Pädagoge.

Besonderen Stellenwert hat in Hünfeld die Arbeit für die Gefangenen: Rund 370 Jobs bietet der private Betreiber Serco, hinzu kommen je rund 20 Ausbildungsplätze und Plätze in der Arbeitstherapie. "Die Gefangenen werden in zwei Schichten zur Arbeit geführt", erläuterte Päckert. In ihrer freien Zeit können sie Angebote für Therapien, Beratung oder Sport nutzen.