BERLIN. Den SPD-Vorsitz hatte Gerhard Schröder schon vor 20 Monaten abgegeben. Heute muß er aus dem Kanzleramt ausziehen. Und nun macht er den Rückzug aus der aktiven Politik komplett: Unmittelbar nach der Wahl seiner Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) heute im Bundestag wird er auch sein Bundestagsmandat niederlegen. Er begründete seine Entscheidung gestern vor der SPD-Bundestagsfraktion damit, daß für ihn nun ein neuer Lebensabschnitt beginne. Von den Fraktionsmitgliedern sei der scheidende Kanzler mit viel Beifall verabschiedet worden, berichteten Teilnehmer.

Der 61jährige hat bereits angekündigt, daß er künftig wieder als Rechtsanwalt arbeiten und ein Buch über seine Amtszeit schreiben will. Einen Job etwa als Aufsichtsrat in einem Großunternehmen oder einen Posten in einer "Heuschrecken"-Firma würde er mit Sicherheit nicht übernehmen, hatte er kürzlich in einem "Zeit"-Interview gesagt. "Ich bleibe ein politischer Mensch." Nach dem Ende seiner "operativen Zeit" werde er sich "eher an Hans-Jochen Vogel orientieren oder auch an Erhard Eppler". Bei denen handele es sich um "freie Geister, mit viel Autorität und sehr solidarisch". Wenn sie gefragt wurden, standen sie der Partei noch mit Rat und Tat zur Seite. Ansonsten schrieben sie Bücher und hielten Vorträge.

Etwas bleibt Schröder von seinem Amt noch: Wie alle Altkanzler hat er auf Lebenszeit Anspruch auf ein Büro nebst Sekretärin, Dienstwagen und Personenschutz. Statt etwa 300 000 Euro Jahresgehalt wird er nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler mit 7750 Euro Pension auskommen müssen. Das ist deutlich weniger, als etwa Ex-Finanzminister Hans Eichel bekommt. Wegen dessen langer landespolitischen Karriere und der höheren Ansprüche, die Hessen im Gegensatz zu Schröders Heimat Niedersachsen seinen ehemaligen Politikern gewährt, kann der mit 11 500 Euro im Monat rechnen.