Berlin/Essen. Die umstrittene RWE-Abfindung von 160 000 Mark für den zurückgetretenen CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer wurde Konzernangaben zufolge aus Versehen bezahlt. Dies teilte RWE gestern mit. Nach Meyers Rücktritt wurde in der CDU Kritik an Parteichefin Angela Merkel laut, weil sie Meyer zu lange im Amt gehalten habe. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus und andere CDU-Prominente schlossen sich dieser Kritik jedoch nicht an.

Als Grund für die versehentliche Auszahlung von 160 000 Mark nannte RWE einen internen Kommunikationsfehler. Insgesamt habe Meyer nach Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Düsseldorfer Landtag 250 000 Mark (rund 127 800 Euro) von der damaligen VEW Energie AG bekommen, teilte RWE als Ergebnis seiner internen Untersuchung mit.

Die Summe sei in zwei Tranchen zu 90 000 und 160 000 Mark geteilt worden. Die 160 000 Mark hätten ausgezahlt werden sollen, wenn Meyer nach der Landtagswahl im Mai 2000 endgültig in die Politik gegangen und das bis dahin ruhend gestellte Arbeitsverhältnis beendet worden wäre.

Nach dem Mißerfolg bei der Wahl sei Meyer jedoch in den Konzern zurückgekehrt. Wegen Nichtbeachtung der Absprachen sei Meyer "zusätzlich zu seinen laufenden Bezügen ein für den Fall seines Ausscheidens bei der VEW Energie AG gedachter Betrag in Höhe von 160 000 DM zur Erleichterung des Übergangs" im Juli 2000 ausbezahlt" worden.

In CDU-Kreisen heißt es, daß das Verhältnis zwischen Merkel und NRW-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers zerrüttet sei, weil sie Meyer zu lange im Amt gehalten habe. Merkels Langmut mit Meyer habe "in weiten Teilen der Partei große Unzufriedenheit" ausgelöst.

Der Parteienforscher und frühere Leiter der Planungsgruppe in der CDU-Zentrale, Warnfried Dettling, sagte im Westdeutschen Rundfunk, Merkel habe die Stimmung in Partei und Öffentlichkeit "sehr falsch" eingeschätzt. Eine solche Führungsschwäche dürfe einer Parteivorsitzenden nicht unterlaufen.

Althaus sagte dagegen, er glaube nicht, daß die Sozialdemokraten aus der Affäre um Meyer bei den Landtagswahlen im Februar in Schleswig-Holstein und im Mai in Nordrhein-Westfalen Kapital auf Kosten der CDU schlagen könnten.

Der designierte Generalsekretär Volker Kauder mahnte seine Partei, wieder zur Sacharbeit zurückzukehren.