Kommt er nun oder kommt er nicht? In letzter Minute hat ein US-Berufungsgericht gestern die Auslieferung des früheren KZ-Aufsehers John Demjanjuk...

Washington. Kommt er nun oder kommt er nicht? In letzter Minute hat ein US-Berufungsgericht gestern die Auslieferung des früheren KZ-Aufsehers John Demjanjuk nach Deutschland gestoppt. Die Richter gaben einem Antrag seines Sohnes auf einstweilige Aussetzung des Verfahrens statt und gewährten Demjanjuk einen weiteren Aufschub.

Das seit Wochen andauernde juristische Tauziehen um den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher geht damit in eine neue Runde.

Erst kurz vor der Gerichtsentscheidung hatten Beamte der US-Einwanderungsbehörden den 89-Jährigen in Gewahrsam genommen, um ihn nach Deutschland zu überstellen. Demjanjuk wurde auf einer Trage aus seinem Haus in Ohio gebracht und in ein wartendes Fahrzeug gesetzt. Sein Sohn kritisierte, die Beamten seien ohne vorherige Ankündigung und ohne einen Rettungswagen vorgefahren. Die Münchner Staatsanwaltschaft will dem gebürtigen Ukrainer wegen Beihilfe zum Mord an 29 000 Juden den Prozess machen. Er soll 1943 als KZ-Aufseher im Vernichtungslager Sobibor Menschen von den Zügen in die Gaskammern getrieben haben. Demjanjuk war nach dem Krieg in einem bayerischen Flüchtlingslager untergetaucht und 1952 in die USA ausgewandert.