Datenskandale und kein Ende – jetzt mahnt der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, die Bürger zur Vorsicht. Internet-Chatrooms sieht er als Gefahr.

abendblatt.de: Herr Vizepräsident, wie ist es um den Datenschutz in Deutschland bestellt?

Andreas Voßkuhle: Hier liegt ein erhebliches Bedrohungspotential vor, das uns noch sehr beschäftigen wird. Ich denke da weniger an staatliche Eingriffe. Das große Problem ist für mich der Umgang mit Daten, die private Organisationen sammeln. Unternehmen sind inzwischen in der Lage, Bewegungs- und Persönlichkeitsbilder ihrer Kunden zu erstellen.


abendblatt.de: Wie können die Bürger besser geschützt werden?

Voßkuhle: Neue technische Möglichkeiten bieten immer auch neue Möglichkeiten des Schutzes. Denken Sie an das Unterdrücken von Telefonnummern und so weiter. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen. Auch der Gesetzgeber ist gefordert. Am wichtigsten ist allerdings, dass die Bürger sensibler werden und sich selbst schützen. Wer mit Kreditkarten oder Kundenkarten bezahlt, muss sich im Klaren sein, dass Daten übertragen und Informationen gespeichert werden. Und wer seine persönlichen Daten bereitwillig in Internet-Chatrooms hinterlässt, muss damit rechnen, dass sie vielfach weiterverbreitet werden.


abendblatt.de: Zuletzt sind Unternehmen in die Schlagzeilen geraten, weil sie ihre Mitarbeiter bespitzelt haben...

Voßkuhle: In manchen Unternehmen ist die Kultur des Umgangs mit Daten durchaus verbesserungswürdig. Wichtig ist, dass Datenschutzkonzepte entwickelt und hinreichend vermittelt werden.