Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Überraschungsreise nach Afghanistan wegen ungünstiger Flugbedingungen vorzeitig beendet. Weil wegen...

Berlin/Masar-i-Scharif. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Überraschungsreise nach Afghanistan wegen ungünstiger Flugbedingungen vorzeitig beendet. Weil wegen einer Schlechtwetterfront der Hubschrauberflug zum hoch in den Bergen gelegenen Bundeswehr-Standort Feisabad im Nordosten nicht möglich war, kehrte sie gestern Nachmittag vier Stunden früher als geplant nach Deutschland zurück.

Auf der Reise war deutlich geworden, dass Deutschland immer stärker den Akzent auf die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte legen will. Mehrfach bezeichnete es Merkel als Ziel, die Afghanen in die Lage zu versetzen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. "Die Afghanen müssen sich selbst verteidigen können", sagte die Kanzlerin im Bundeswehr-Hauptquartier Masar-i-Scharif.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gibt es nach dem Gipfel von Straßburg, Kehl und Baden-Baden innerhalb der Nato-Staaten Überlegungen, die Zahl der einheimischen Polizisten in Afghanistan stärker zu erhöhen als bisher geplant. Derzeit absolvieren 30 000 Beamte in Afghanistan ihren Dienst. Die Nato hat sich Angaben aus der deutschen Delegation zufolge geeinigt, zur Ausbildung von 82 000 Afghanen beizutragen. Nun liefen Gespräche, eine Zahl von 134 000 Männern anzustreben, hieß es.

Dann wäre die afghanische Polizei ebenso groß wie die Armee. Eine Entscheidung könnte noch im Sommer fallen. Derzeit gibt es 70 000 afghanische Soldaten.

Merkel sagte, die Bundeswehr solle "nicht länger als notwendig" in dem Land bleiben. Sie nannte aber wie bisher kein konkretes Datum für das Ende des Einsatzes. Die Kanzlerin sprach sich dafür aus, "ambitioniert" den Aufbau der afghanischen Streitkräfte voranzutreiben. Deutschland hat bereits 2002 mit der Polizeiausbildung begonnen. Grundlage ist ein Abkommen mit der afghanischen Regierung. Zusätzlich kümmert sich auch die sogenannte Europäische Polizeimission (Eupol) darum.

Deutschland hat derzeit 39 Ausbilder nach Afghanistan entsandt. Die Zahl soll demnächst weiter aufgestockt werden. 110 Trainingsexperten stünden für den sofortigen Einsatz zur Verfügung, hieß es in Regierungskreisen. Die Kanzlerin und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) warnten davor, im jetzigen Stadium über eine Reduzierung der deutschen Präsenz im Norden nachzudenken.