Deutschland steht vor der schwersten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik. Im vierten Quartal 2008 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP)...

Frankfurt/Wiesbaden. Deutschland steht vor der schwersten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik. Im vierten Quartal 2008 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamts um 1,5 bis 2,0 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal, sagte Statistiker Norbert Räth gestern in Frankfurt. Damit habe sich die negative Entwicklung zum Jahresende beschleunigt. Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft sind düster: Volkswirte erwarten einen Rückgang des BIP von zwei bis drei Prozent gegenüber 2008. Das wäre der stärkste Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. "Selbst der dramatische Abschwung nach dem ersten Ölpreisschock 1973 verblasst dagegen", sagte der Chef-Volkswirt der UniCredit für Deutschland, Andreas Rees. Nach Überzeugung der Experten wird die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise das Wirtschaftswachstum und insbesondere die Exporte auch 2009 belasten. Auch nach den Angaben des Bundesamtes wird die deutsche Wirtschaftsleistung "ohne deutliche Anstrengungen" im laufenden Jahr weiter schrumpfen. Die Wirtschaftskrise hat das deutsche Wachstum bereits 2008 erheblich gebremst. Das BIP stieg im Vergleich zum Vorjahr real um 1,3 Prozent und hat sich damit gegenüber 2007 fast halbiert: Damals war das BIP noch um 2,5 Prozent geklettert. Nach den jüngsten Meldungen von starken Rückgängen etwa in der deutschen Industrieproduktion oder im Export berichtete gestern auch der Maschinenbau von massiven Einbrüchen. Demnach war der Auftragseingang im November um 30 Prozent gesunken. Die inflationsbereinigte Nachfrage aus dem Inland sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 32 Prozent, die Auslandsnachfrage gab um 29 Prozent nach. Noch nie hätten die Aufträge aus beiden Bereichen gleichzeitig derartig nachgegeben, sagte der Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA), Ralph Wiechers.

Der Staatshaushalt war im vergangenen Jahr aber immerhin nahezu ausgeglichen. Ohne Stützungsmaßnahmen für die Finanzbranche und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Pendlerpauschale hätte der Staat einen Überschuss von 8,5 Milliarden Euro erzielt. So betrug das Defizit 2008 rund 1,59 Milliarden Euro oder minus 0,1 Prozent des BIP. 2007 hatte das Minus bei 0,2 Prozent gelegen. Damit erfüllte Deutschland wie 2006 und 2007 das Maastricht-Kriterium, das ein Minus von maximal 3,0 Prozent des BIP erlaubt. 2009 steht Deutschland allerdings vor einer Schuldenexplosion. Allein der Bund steuert auf eine Rekordneuverschuldung von mehr als 40 Milliarden Euro zu.