Gegen Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) wird nach seinem schweren Skiunfall wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Wie der zuständige Staatsanwalt, Walter Plöbst, berichtete, wurden die Ermittlungen bereits kurz nach dem tödlichen Unglück auf der Riesneralm in der Steiermark aufgenommen. Althaus erwachte kürzlich aus dem künstlichen Koma. Sehen Sie hier Bilder des Ministerpräsidenten.

Wien/Erfurt. Laut Staatsanwalt Plöbst wurde inzwischen eine Autopsie der Leiche der 41-jährigen Slowakin vorgenommen. Wann das Ergebnis vorliege, könne er noch nicht sagen. Inzwischen seien auch mehrere Gutachter eingeschaltet worden, die die Unfallursache und den Hergang des Unglücks ermitteln sollen.

Der "Spiegel" spekuliert über eine mögliche Schuld von Althaus. Es sei eher unwahrscheinlich, dass die Slowakin den Unfall verursacht habe. Althaus fuhr auf einer roten, die getötete Slowakin auf einer blauen Piste. Dort, wo die beiden Pisten sich kreuzen, prallten die Skifahrer zusammen. Gelbe Warnschilder weisen auf Gefahr hin, die Pistenränder sind durch Fanggitter gesichert. Das Unglück hat sich laut "Spiegel" oberhalb der Absperrung - und auf der blauen Piste ereignet.

Die Staatsanwaltschaft versuche herauszufinden, wie Althaus auf die blaue Piste kam. "Hatte Althaus bei seiner Abfahrt die Orientierung verloren, war er ein Stück durch das angrenzende Unterholz gekurvt? Oder ist er bewusst in den blauen Hang hineingesteuert, wie eine Art Geisterfahrer?", spekuliert der "Spiegel".

Eine Vernehmung von Althaus, der aus dem künstlichen Koma erwacht ist, sei "nicht dringend", sagte Plöbst. Die Staatsanwaltschaft werde auch keine Einwände gegen die mögliche Ausreise des CDU-Ministerpräsidenten erheben. Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass eine dritte Person in das Unglück verwickelt sei, weshalb nur gegen Althaus ermittelt werde.

Aus dem Koma erwacht - Verlegung nach Deutschland möglich Die Ärzte wollen in den nächsten Tagen nun über eine Verlegung des Patienten nach Deutschland entscheiden und erwarten, dass der 50-Jährige wieder völlig gesund wird. Eine Garantie gebe es aber dafür nicht, hieß es.

Der Ärztliche Direktor des Kardinal Schwarzenberg'schen Krankenhauses von Schwarzach, Reinhard Lenzhofer, berichtete auf einer Pressekonferenz, Althaus habe in der Nacht zum Samstag erste bewusste Bewegungen gemacht und sei gegen 08.00 Uhr wieder bei Bewusstsein gewesen. Er habe mit seiner Frau Katharina wenige Worte gesprochen und Zeichen gegeben, die sehr positiv für seinen Gesundheitszustand zu bewerten seien. Auch habe er erkannt, wen er vor sich hatte. Was er sagte, wollten die Mediziner nicht bekanntgeben.

Nach Angaben des Leiters der Unfallchirurgie, Franklin Genelin, konnte Althaus spontan und auf Kommando seine Gliedmaßen bewegen. "Mehr kann man nicht erwarten", sagte der Arzt. Bei der anschließenden Computertomographie-Untersuchung des Kopfs sei keine weitere Verschlechterung diagnostiziert worden. "Die Herde werden wieder verschwinden", betonte Genelin. Dass Althaus einen Skihelm trug, hat offenbar Schlimmeres verhindert.

Psychologisch betreut Der CDU-Politiker wird den Angaben zufolge nicht mehr künstlich beatmet, bekommt aber noch Infusionen. Bei der CT-Untersuchung der Gliedmaßen wurde festgestellt, dass er auch noch einen Armbruch erlitten hat. Die Fraktur befindet sich etwas unterhalb des Handgelenks in der Speiche. Ein Bruch im Gesicht war bereits direkt nach dem Unfall festgestellt worden.

Lenzhofer sagte, die Genesung des Ministerpräsidenten werde mit Sicherheit noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Althaus bekommt Physiotherapie und Atemtherapie, wie Genelin erklärte. Von der Psyche her sei er stabil; er werde aber auch psychologisch betreut. Es sei wichtig, den Patienten nicht zu überfordern und Stresssituationen zu vermeiden.

Bisher soll er noch nicht erfahren haben, dass die Frau, mit der er zusammengestoßen war, gestorben ist. Der Unfall passierte am 1. Januar gegen 14.45 Uhr an der Kreuzung von zwei Abfahrten bei der Riesneralm (Bezirk Liezen) in der Obersteiermark. Althaus war nach dem Zusammenstoß bei Bewusstsein und sorgte sich vor allem um die verletzte Frau. Er wurde mit einem Rettungsschlitten zur Talstation gebracht, wo ein Sanitäter das Schädel-Hirn-Trauma diagnostizierte. Er wurde noch vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Am nächsten Tag entschieden sich die Ärzte, dieses zu beenden.

Die tödlich verletzte Skifahrerin, eine 41-jährige gebürtige Slowakin aus den USA, starb während des Transports. Sie hinterlässt ihren Ehemann und vier Kinder.