Während der Bundeswirtschaftsminister in den USA weiter um die Rettung von Opel kämpft, hat sich der noch vor Monaten als geschickter...

Hamburg/Bern. Während der Bundeswirtschaftsminister in den USA weiter um die Rettung von Opel kämpft, hat sich der noch vor Monaten als geschickter Finanzkrisen-Manager gefeierte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) großen Ärger in der Schweiz eingehandelt. Steinbrück hatte am Sonnabend am Rande des Treffens der Finanzminister der G20 in London die Drohung mit einer schwarzen Liste gegenüber der Schweiz mit der "siebten Kavallerie vor Yuma" verglichen, die man auch ausreiten lassen könne. "Aber die muss man nicht unbedingt ausreiten. Die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt", hatte Steinbrück in einer vom Schweizer Fernsehen aufgezeichneten Stellungnahme gesagt. Das hatte Folgen: Der deutsche Botschafter in der Schweiz, Axel Berg, wurde gestern ins Außenministerium zitiert - zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten. Schon im Oktober hatte der deutsche Botschafter einen unfreiwilligen Termin im Ministerium. Damals hatte Steinbrück gesagt, in der Kontroverse um die Steuerflucht müsse man statt zum Zuckerbrot auch zur Peitsche greifen.

Gestern nannte der Schweizer Staatssekretär Michael Ambühl bei dem Gespräch mit Berg die jüngsten Bemerkungen Steinbrücks "inakzeptabel und aggressiv". Solche Aussagen auf internationaler Ebene seien zwischen freundschaftlich verbundenen Nachbarn "beleidigend und vollkommen unhaltbar". Die Einbestellung dauerte rund 45 Minuten. Steinbrück selbst schwieg zu den Vorgängen.

Auch in der Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise wählt Steinbrück - im Gegensatz zum mondänen Auftritt des Bundeswirtschaftsministers zu Guttenberg in den USA - in diesen Tagen den bewussten Kontrast: keine große Bühne, dafür stilles Handeln im Hintergrund: Der Finanzminister frühstückte mit seinem slowenischen Amtskollegen, informierte danach Bundespräsident Horst Köhler über die aktuelle Krisenlage, traf sich noch mit der SPD-Fraktion und seinen Staatssekretären. Heute folgen der Finanzausschuss und eine Kabinettssitzung. Danach habe Steinbrück "Wahlkampftermine", heißt es aus dem Finanzministerium. Steinbrück reist in seinen Wahlkreis im nordrhein-westfälischen Mettmann und tritt im dortigen Unternehmerkreis auf. Danach stellt er sich den Fragen der Wähler in einer Bürgersprechstunde.