20 Jahre nach dem Mauerfall sind zwei bedeutende Architekten der deutschen Einheit in Berlin begeistert empfangen worden. Mehr als 300 Berliner bejubelten in der Bundeshauptstadt den früheren Kremlchef Michail “Gorbi“ Gorbatschow und Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, einst als “Genschman“ gefeiert.

Berlin. Begeisterter Empfang in Berlin für die beiden Mitarchitekten der deutschen Einheit: Mehr als 300 Berliner und Touristen jubelten dem früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und Ex-Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) auf dem Pariser Platz zu. Zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) absolvierten sie den traditionellen Gang durchs Brandenburger Tor. Begleitet wurden sie von Genschers Frau Barbara und Gorbatschows Enkelin Anastasia Wirganskaya.

Am Abend sollte Genscher "in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste für die Einheit und Freiheit in Deutschland und ganz Europa" mit der Berliner Urania-Medaille 2009 ausgezeichnet werden. Die Laudatio sollte Gorbatschow halten, der mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika wesentlich zur Überwindung der deutschen Teilung beigetragen hat. "Im Jahr des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls ehren wir mit Hans-Dietrich Genscher nicht nur die politische Leistung einer Persönlichkeit, die in historisch entscheidendem Moment geholfen hat, den Eisernen Vorhang zu öffnen", betonte die Urania.

Am Mittag trugen sich Genscher und Gorbatschow ins Gästebuch Berlins im Roten Rathaus ein. Wowereit würdigte die "Weitsicht und die politische Klugheit" der beiden Ehrengäste, denen Deutschland die deutsche Einheit zu verdanken habe. An Gorbatschow gewandt sagte der SPD-Politiker, dessen immer noch große Popularität in Deutschland habe man eben an den begeisterten Menschen am Brandenburger Tor spüren können. Eingekeilt von mehr als 50 Fotografen und Kamerateams gab der Friedensnobelpreisträger ganz leger in Rollkragenpullover und dunkler Lederjacke auch Autogramme an die Zaungäste.

Genscher erinnerte sich im Rathaus an seine erste Begegnung mit Gorbatschow, als dieser noch Generalsekretär der KPdSU gewesen sei. Damals habe er sich nie träumen lassen, dass er zusammen mit Gorbatschow einmal Gast im Berliner Rathaus sein würde, sagte der FDP-Politiker, der am 21. März 82 Jahre alt wird. Gorbatschow sei ihm "ein kluger Berater und Freund" geworden. Er und das gesamte deutsche Volk seien dem ehemaligen sowjetischen Machthaber dankbar für seinen Einsatz für die deutsche Einheit.