Neues Gütesiegel “verbraucherfreundlich“. Die „weichen Faktoren“ wie Freundlichkeit, Respekt und Rücksichtnahme sind für die Bewohner und die Angehörigen wichtig. Kritik kommt aus dem Gesundheitsministerium. Der Link zum neuen Verzeichnis und ein Pflegedossier bei abendblatt.de

Berlin/Hamburg. Eine neue Datenbank soll die Lebensqualität in deutschen Altersheimen besser vergleichbar machen. Zum Start der neuen Website www.heimverzeichnis.de sagte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), Seniorinnen und Senioren bräuchten unabhängige Informationen bei einer so zentralen Frage wie dem Umzug in ein Altersheim.

Die sogenannten "weichen Faktoren" wie Freundlichkeit, Respekt und Rücksichtnahme seien entscheidend für das Wohlbefinden, sagte Aigner. Altersheime böten nicht nur Pflege, sondern sollen auch zum Zuhause werden. Der Hinweis "verbraucherfreundlich" im Heimverzeichnis soll als Garant dafür dienen, dass ein Heim Lebensqualität bietet.

Erfüllt ein Heim in den drei Bereichen Autonomie und Teilhabe der Heimbewohner sowie Menschenwürde mindestens 80 Prozent der Kriterien, bekommt es den Vermerk "verbraucherfreundlich". Dann könnten Senioren davon ausgehen, "dass dort Lebensqualität geboten wird", sagte Aigner. Bewertet werden die Heime von einem unabhängigen Gremium, dem unter anderem die AOK, der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sowie Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt angehören.

In der Pflegereform wurde bereits die Prüfung und Benotung aller Pflegeheime auf ihre Qualität festgeschrieben. Bis Ende 2010 müssen alle Heime einmal geprüft sein, ab 2011 erfolgt dann eine jährliche Kontrolle.

Der Sozialverband Deutschland lobte das Projekt als "sinnvolle Ergänzung der Prüfung von Pflegequalität". Jedoch müsse das "Versprechen der Pflegereform für mehr Transparenz bei der Pflegequalität" eingelöst werden, erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer.

Zweifel kamen hingegen aus dem Gesundheitsministerium: "Das ersetzt nicht die Prüfung dessen, was ein Pflegeheim leistet und welche Qualität es anbietet", sagte Ministeriumssprecher Klaus Vater der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit gebe es eine "harte Qualitätsprüfung" der Pflege, die mit unangemeldeten Kontrollen verbunden sei. Das Projekt des Verbraucherschutzministeriums drehe sich um "weiche Faktoren" zur Verbesserung der Lebensqualität.

Derweil kommt der Aufbau neuer Pflegestützpunkte mit Millionenhilfen des Bundes nicht in Gang. Bisher liege kein Antrag eines Bundeslandes auf Fördermittel vor, sagte das Vorstandsmitglied des Spitzenverbands Bund der gesetzlichen Krankenkassen, Klaus-Dieter Voß, der Agentur Reuters. Grund sei, dass Kommunen und Pflegekassen in den Regionen noch über Einzelheiten der Anlaufstellen für Ratsuchende stritten.