Ministerin von der Leyen macht Elterngeld für positiven Trend verantwortlich. Aber 40 Prozent der Alleinerziehenden müssen von Hartz IV leben: 660 000 Personen mit rund 1 Million Kindern.

Berlin. Die Ministerin war sichtlich gut gelaunt. Die Haushaltspolitiker unter den Kollegen, berichtete Ursula von der Leyen amüsiert, würden immer sagen: "Ihre Familienpolitik ist uns lieb", Pause, "und teuer."

Die großen Investitionen scheinen sich allerdings auszuzahlen: Die Geburtenrate ist in von der Leyens Amtszeit von 1,33 auf 1,37 Prozent geklettert. Das bedeutet zwar noch keinen Baby-Boom, und mit dieser Rate ist Deutschland immer noch weit von Finnland (1,7 Prozent) und noch viel weiter von Frankreich (1,9 Prozent) entfernt, aber der Trend zeigt eindeutig nach oben.

Und deshalb konnte die Ministerin auch ganz entspannt und selbstbewusst lächeln, als sie gefragt wurde, wie viel Prozent sie denn anstrebe vorausgesetzt, sie "dürfe" über den September hinaus "amtieren". "1,6 bis 1,7 Prozent", war die Antwort, denn Deutschland könne ja auch in Zukunft von einer stetigen Zuwanderung ausgehen.

Auch gesellschaftlich gibt es eine deutliche Trendwende. Fanden 1997 nur 57 Prozent der Deutschen ein Leben mit Kindern erstrebenswert, so sind es heute 69 Prozent. Neun von zehn Männern wollen Kinder. Und Frauen in der sogenannten "Rush Hour des Lebens", also zwischen 30 und 40, sind zunehmend bereit, Kinder zu bekommen.

Familienpolitik, sagte Ursula von der Leyen, sei gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise besonders wichtig. "Wenn Vater und Mutter einen Arbeitsplatz haben, halbiert sich das Risiko, durch Arbeitslosigkeit in Armut zu rutschen", so die Ministerin. Dass Familien heute das Thema Vereinbarkeit und Familie und Beruf als Top-Thema ansähen, zeige, dass sie ein feines Gespür dafür hätten, was ihnen im Alltag wirklich helfe.

63 Prozent der Bevölkerung erwarten, dass Familienpolitik sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzt. Aber auch die Familie selbst wird immer wichtiger. "Wenn die Zeiten rauer werden, sagen rund drei Viertel der Menschen: Mein wichtigster Halt ist meine Familie. Das zeigt sich auch daran, dass die Anzahl der Scheidungen zurückgeht und die der Singlehaushalte mit 7 Prozent konstant bleibt", sagte die Ministerin.

Und die Deutschen geben der Familienpolitik der Bundesregierung gute Noten. Die Hälfte der Gesamtbevölkerung ist der Meinung, dass sich seit 2005 "die Bedingungen für Familien mit Kinder verbessert" haben (Allensbach Januar 2009). Besondere Zustimmung findet das Elterngeld. Drei Viertel der Bevölkerung bewerten es positiv, noch stärker ist die positive Resonanz bei jungen Eltern.

Gleiches gilt für den Ausbau der Kinderbetreuung. So sehr die Bevölkerung der Belebung der Konjunktur einen hohen Stellenwert beimisst, so wenig ist sie bereit, andere wichtige Anliegen zurückzustufen. Dies gilt insbesondere auch für die Familienpolitik. 71 Prozent der Bevölkerung plädieren dafür, dass der Staat Familien mit Kindern stärker unterstützt als bisher (Allensbach Januar 2009).

Nachdrücklicher als bisher sollten nach dem Willen der Befragten die Alleinerziehenden unterstützt werden. Zwar ist der Anteil der Alleinerziehenden leicht rückläufig, aber flexible Kinderbetreuung und soziale Netze spezifischer Art sind notwendig. Jede fünfte Familie ist alleinerziehend.

"Alleinerziehende sind genauso leistungsbereit, wie andere, wollen wirtschaftlicher unabhängig sein und sind gut ausgebildet", sagte von der Leyen. Alleinerziehende bleiben durchschnittlich nicht länger als drei Jahre ohne festen Partner. Nach einer Scheidung werde viel selbstverständlicher als früher wieder geheiratet: "Was mich besonders freut Kinder sind dabei kein Hindernis."

Da 40 Prozent der Alleinerziehenden Hartz IV beziehen das sind rund 660 000 Personen mit rund 1 Million Kindern , hat das Familienministerium das Projekt "Vereinbarkeit für Alleinerziehende" gestartet und arbeitet zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesarbeitsministerium.