Der neue Generalsekretär Alexander Dobrindt will die Christsozialen in die Mitte der Gesellschaft zurückführen.

Hamburg/München. Hamburger Abendblatt:

Der Rücktritt von Wirtschaftsminister Glos hat die CSU in neue Turbulenzen gestürzt. Wie wollen Sie die Partei auf die Erfolgsspur zurückführen?

Alexander Dobrindt:

Die Partei ist in einer guten Situation. Horst Seehofer hat eine junge Mannschaft in Führungspositionen gebracht und für Aufbruchstimmung gesorgt. Karl-Theodor zu Guttenberg als Wirtschaftsminister, Dorothee Bär und ich als Generalsekretäre - das ist ein bedeutendes Zeichen für die Zukunft. Mir ist überhaupt nicht bange.



Abendblatt:

Sie sollen mit der Bundestagsabgeordneten Bär ein Tandem bilden. Hätten Sie den Job nicht alleine geschafft?

Dobrindt:

Wenn man mich gefragt hätte, ob ich einen Wunsch habe, hätte ich gesagt: Ich wünsche mir eine Stellvertreterin. Und ich bin sehr froh, dass es Frau Bär geworden ist. Die bevorstehenden Aufgaben sind so herausragend, dass es ausgesprochen vernünftig ist, unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen. Frau Bär und ich sind 2002 zusammen in den Bundestag gekommen. Wir haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis.



Abendblatt:

In Umfragen liegt die CSU weiter deutlich unter 50 Prozent. Haben Sie eine Idee, wie Sie die Wähler zurückholen können, die zur FDP abgewandert sind?

Dobrindt:

Wir müssen deutlich machen: Die echte Heimat der bürgerlichen Wähler sind CDU und CSU - und nicht die FDP. Wir müssen die CSU wieder mehr zurückführen in die Mitte der Gesellschaft. Wir müssen die Menschen wieder mehr ernst nehmen und mitnehmen. Die größte Volkspartei in Deutschland muss offen sein für Ideen auch von Menschen, die uns momentan distanziert gegenüberstehen. Eine unserer Botschaften wird sein: Wir sind eine offene Partei. Wir freuen uns über jeden, der seine Arbeit mit einbringen will - ob er Parteimitglied ist oder nicht.



Abendblatt:

Wie sinnvoll ist ein gemeinsames Wahlprogramm mit der CDU?

Dobrindt:

Bei der Bundestagswahl streben wir ein gemeinsames Programm mit der Unionsschwester an. Wir werden dabei aber die Handschrift der CSU sehr deutlich machen, zum Beispiel beim Thema Steuersenkungen. Für die Europawahl werden wir als CSU ein eigenständiges Programm formulieren. Die CSU will sehr deutlich auch die kritischen Fragen der Menschen an Europa aufnehmen. Viele Deutsche haben bei diesem großartigen Projekt Europäische Union nicht mehr klar im Blick, wo die Zielrichtung ist und wo es die nächsten Jahre hingeht - inhaltlich und geografisch. Ich glaube, es tut gut, wenn eine politische Kraft dazu Vorschläge unterbreitet.



Abendblatt:

Was ist, wenn es nach der Bundestagswahl für Schwarz-Gelb nicht reicht? Weiter Große Koalition?

Dobrindt:

Es ist mühselig, darüber jetzt zu spekulieren. Wir haben ein klares Wahlziel: eine bürgerliche Mehrheit. Das wird nicht leicht. Aber wir müssen mit aller Tatkraft versuchen, ein Bündnis mit der FDP zu erlangen. Eine Fortsetzung der Großen Koalition halte ich nicht für erstrebenswert.



Abendblatt:

Als Edmund Stoiber seinerzeit CSU-Generalsekretär war, erwarb er sich den Ruf eines "blonden Fallbeils". Welchen Stil pflegen Sie?

Dobrindt:

Ich kann laut reden, aber auch ruhig zuhören. Beides brauchen wir. Man muss nicht unbedingt Wadlbeißer sein, aber zwicken muss man schon auch mal können.



Abendblatt:

Sie sind wiederholt Schützenkönig geworden. Hilft Ihnen das im neuen Job?

Dobrindt:

Die Verbindung von Tradition und Fortschritt darf man nicht immer nur predigen, die muss man auch leben. Ich fühle mich tief verwurzelt in der Bevölkerung und werde diese Verwurzelung gerne beibehalten. Die nutzt einem in der Politik.