Nach dem weltweiten Protest darüber, dass das katholische Oberhaupt einen Holocaust-Leugner rehabilitierte, traf der Papst erneut eine fragwürdige Personalentscheidung. Er ernannte den ultrakonservativen Priester Gerhard Wagner zum neuen Weihbischof der Diözese Linz.

Rom. Der 54-jährige Wagner, seit 1988 Pfarrer in Windischgarsten, hat durch umstrittene Äußerungen Schlagzeilen gemacht. So warnte er die Jugendlichen vor den Harry Potter-Büchern von J.K. Rowling, weil er darin "Satanismus" am Werk sah, und nannte den Hurrikan "Katrina", der New Orleans verwüstet hatte, eine Art göttliche Strafe für eine unmoralische Stadt. Nicht zufällig habe der Hurrikan die fünf Kliniken zerstört, in denen abgetrieben worden sei. "Ich bin einer, der die Konfrontation geradezu sucht", sagte Wagner am Sonnabend dem ORF-Fernsehen.

In der Diözese ist man über die Ernennung Wagners nicht erfreut. "Die Vorgangsweise ist wirklich eine Katastrophe", sagte der Pfarrer von Traun, Generaldechant Franz Wild, dem ORF. Er befürchte, dass der Diözese eine schwierige Zeit bevorsteht. Laut österreichischen Medien war die Entscheidung weder mit Wagners zukünftigem Vorgesetzten, dem Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz, noch mit Kardinal Christoph Schönborn abgesprochen.

Zuvor hatten die Anfang vergangener Woche bekanntgewordenen Pläne des Papstes, vier exkommunizierte Traditionalisten-Bischöfe, unter ihnen Richard Williamson, zu rehabilitieren, zu einem schweren Zerwürfnis mit Vertretern des Judentums und zu massiver Kritik seitens katholischer Theologen geführt.

Ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel stehe trotz der Entscheidungen des Papstes nicht zur Debatte, so die italienische Nachrichtenagentue Ansa."Die hypothetische Frage einer Unterbrechung jeglicher diplomatischer Beziehungen zum Vatikan steht in keinster Weise auf der Tagesordnung", sagte Sprecher des israelischen Außenministeriums Igal Palmor der Ansa. Palmor nahm damit Bezug auf einen Bericht des Magazins "Der Spiegel", nach dem der israelische Minister für Religionsangelegenheiten, Jizchak Cohen, wegen der Rehabilitierung Williamsons mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan gedroht hatte.

Auch der israelische Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeevnach, hofft, dass die Angelegenheit bereinigt werden könne. "Die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan waren, sind und werden immer sehr wichtig sein für Israel und ich denke, auch für den Vatikan", sagte Zeevnach der "Bild am Sonntag" zu den Forderungen nach einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

Der Vatikan distanzierte sich erneut von Williamson. "Sicher ist, dass wer auch immer die Shoa leugnet, nicht nur historischen Unsinn behauptet, sondern auch nichts versteht weder vom Mysterium Gottes noch von Christus am Kreuz", sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi "Bild am Sonntag".