Es ist eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland landen mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus - erstmals betrinken sich dabei mehr junge Mädchen als Jungen bis zur Besinnungslosigkeit.

Berlin. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Kinder und Jugendliche landen mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus - erstmals betrinken sich dabei mehr junge Mädchen als Jungen bis zur Besinnungslosigkeit. Mit 23.165 jungen Leuten zwischen 10 und 20 Jahren wurden 2007 so viele wie nie zuvor in Deutschland mit Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt, wie die Drogenbeauftragten Sabine Bätzing (SPD) in Berlin mitteilte. "Die Zunahme der Alkoholvergiftungen zeigt, dass wir gefährliche neue Trinkmuster unter jungen Menschen haben", sagte Bätzing.

"Eine wirklich erschreckende Entwicklung ist der rasante Anstieg bei den Mädchen", so Bätzing. Fast 2000 Mädchen und mehr als 1800 Jungen zwischen 10 und 15 Jahren waren so stark betrunken, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Zahl der betroffenen Mädchen habe sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt.

Insgesamt nahm die Zahl der Alkohlvergiftungen 2007 bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zu. Seit der ersten Erhebung im Jahr 2000 ist es ein Anstieg um 143 Prozent. In Nordrhein-Westfalen wurden etwa binnen zwölf Monaten 5267 junge Leute mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht (0,26 Prozent, wobei Mehrfach-Fälle nicht berücksichtigt sind), in Baden-Württemberg 3462 (0,28) und in Bayern 4487 (0,32).

Bätzing forderte: "Der Jugendschutz in Deutschland muss effektiver durchgesetzt werden". Der Verkauf von Alkohol an unter 16-Jährige ist verboten. Aufklärung müsse weiter verstärkt werden. "Die Selbstkontrolle der Alkoholwerbung muss deutlich verbessert und Verstöße müssen hart sanktioniert werden." Vor allem forderte sie ein strenges Vorgehen bei Werbung, die sich gezielt an Jugendliche richtet - "wie bei einigen Biermischgetränken".

Die Drogenbeauftragte rief die Bundesländer dazu auf, nach dem Beispiel Niedersachsens unter Federführung der Polizei flächendeckende Testkäufe zu machen. Bei Testkäufen besorgen Jugendliche unter Aufsicht der Behörden Alkohol, um Verstöße von Händlern oder Gastronomen aufzudecken.