Wegen der Wiederaufnahme von Holocaust-Leugnern in die katholische Kirche will der Zentralrat der Juden in Deutschland die Gespräche mit dem Vatikan aussetzen. Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch (76) sagte N24, sie sei entsetzt über das jüngste Vorgehen des Vatikan.

Berlin/Rom. Wegen der Wiederaufnahme von Holocaust-Leugnern in die katholische Kirche will der Zentralrat der Juden in Deutschland die Gespräche mit dem Vatikan aussetzen. Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch (76) sagte N24, sie sei entsetzt über das jüngste Vorgehen des Vatikan. Für sie als Überlebende des Holocaust sei das Gespräch mit der katholischen Kirche momentan nicht fortzusetzen.

Papst Benedikt XVI. hatte in der vorigen Woche die Exkommunikation gegen vier traditionalistische Bischöfe aufgehoben. Einer von ihnen ist als Holocaust-Leugner bekannt. Die traditionalistische Pius-Bruderschaft wurde 1970 von dem französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils der sechziger Jahre ab. Dazu zählen die Anerkennung der Religionsfreiheit und der Dialog mit anderen Kirchen und Religionen.

Nun müsse der Vatikan in erster Linie "überlegen, inwieweit er die nach 1945 mühsam errichteten Verbindungen zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum fortführen" wolle. Knobloch sagte, was sie in letzter Zeit aus dem Vatikan vernommen habe, entsetze sie. Sie glaube nicht, dass "diese Entscheidungen mit großer Überlegung getätigt wurden".

Der für den Dialog mit dem Judentum zuständige Kurienkardinal Walter Kasper bezeichnete der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" zufolge jede Form der Holocaustleugnung als "Schande für Deutschland und Europa" und als "neue Ungerechtigkeit gegenüber den Opfer". Die Erinnerung an die Judenvernichtung sei nötig, damit dieses ungeheure Verbrechen sich nicht wiederholt. Gegen den bislang verbannten britischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Regensburg. Er hatte wiederholt das volle Ausmaß des Völkermords an den Juden während der NS-Zeit geleugnet und behauptet, es seien höchstens 300.000 Juden ermordet worden.

Williamson hatte in einem Interview mit dem staatlichen schwedischen Fernsehen die Existenz von Gaskammern während des Zweiten Weltkriegs sowie das Ausmaß der Judenvernichtung bestritten. Das Interview wurde in Zaitzkofen bei Regensburg aufgenommen, weshalb die dortige Staatsanwaltschaft zuständig ist. Williamson hatte die Aussagen bei einem Besuch des dortigen Priesterseminars der erzkonservativen Priesterbruderschaft gemacht.