Die Vereinigung der Kassenärzte (KBV) wirft Krankenkassen vor, dass sie in betrügerischer Absicht Medizinern für dramatische Diagnosen Prämien zahlen. Je kranker ein Patient gemacht wird, desto mehr Geld können die Krankenkassen aus dem neuen Risikostrukturausgleich des Gesundheitsfonds (Morbi-RSA) bekommen.

Hamburg/Berlin. Die Vereinigung der Kassenärzte (KBV) wirft Krankenkassen vor, dass sie in betrügerischer Absicht Medizinern für dramatische Diagnosen Prämien zahlen. Je kranker ein Patient gemacht wird, desto mehr Geld können die Krankenkassen aus dem neuen Risikostrukturausgleich des Gesundheitsfonds (Morbi-RSA) bekommen. Es gebe bereits Fälle, in denen gesetzliche Kassen dafür zehn Euro zahlten, sagte KBV-Chef Andreas Köhler "Bild.de".

Die gesetzlichen Krankenkassen spielten den Vorwurf zurück: Ärztevertreter hätten für die richtige Angabe der Diagnosen Zusatzgeld von den Kassen verlangt. Die Kassen und das Bundesgesundheitsministerium forderten die KBV auf, Kassen mit betrügerischen Absichten zu benennen, wenn es solche gebe. Dann könne juristisch gegen sie vorgegangen werden. "Kassenvertreter versuchen, Ärzte zu ködern, um Diagnosen zu korrigieren", sagte Köhler. Das könne Ärzte zu Fehldiagnosen verleiten. "Das Problem ist bundesweit zu beobachten und wird immer größer." Besonders betroffen sind chronisch Kranke wie Asthmatiker, Diabetes-Patienten oder Menschen mit Bluthochdruck. Der Verdacht: Ihre Krankheiten würden in den Diagnosen schlimmer dargestellt, als sie tatsächlich seien.

Die Vorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, sagte: "Konkrete Fälle, dass Ärzte Diagnosen absichtlich falsch aufschreiben, um von einer Krankenkassen zusätzliches Geld zu bekommen, sind nicht bekannt." Wenn es Fälle gibt, wo sich Ärzte von Kassen schmieren lassen, dann wären Aufsichten oder Justiz gefragt. Gesundheitsministern Ulla Schmidt hatte im Hamburger Abendblatt gewarnt, Krankheiten auf dem Papier zu erfinden oder zu übertreiben, um mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds zu bekommen. Das sei Betrug und würde gnadenlos verfolgt.