Deutscher Neonazi soll terroristische Drahtzieher unwissentlich bei Vorbereitungen unterstützt haben. Das Attentat forderte 17 Menschenleben.

München. Vor dem Attentat auf die Olympischen Spiele 1972 in München hatten die palästinensischen Terroristen der Gruppe "Schwarzer September“ nach "Spiegel“-Informationen Helfer aus der deutschen Neonazi-Szene. Das berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf jüngst freigegebene Akten des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV).

In dem über 2000 Seiten umfassenden Konvolut befinde sich ein Fernschreiben, das die Dortmunder Kriminalpolizei rund sieben Wochen vor dem Anschlag an den Verfassungsschutz geschickt habe. Darin heiße es, dass sich ein Mann "arabischen Aussehens“ mit dem Namen Saad Walli konspirativ mit dem deutschen Neonazi Willi Pohl getroffen habe. Dieser wiederum habe gegenüber seinem damaligen Arbeitgeber mit Kontakten zum radikalen Flügel der PLO geprahlt.

+++ "Israels Sportler opferten sich freiwillig" +++

Saad Walli sei ein Deckname des palästinensischen Terroristen Abu Daud gewesen, des Drahtziehers des Olympia-Anschlags, schreibt der "Spiegel“. In den Unterlagen finden sich dem Bericht zufolge keine Hinweise darauf, dass die von der Dortmunder Polizei informierten Landeskriminalämter, das Bundeskriminalamt oder der Verfassungsschutz etwas unternommen hätten, um Daud zu finden. Der Neonazi Pohl habe Abu Daud nicht nur einen Passfälscher vermittelt, sondern ihm auch anderweitig geholfen.

Pohl, der heute unter anderem Namen als Krimi-Autor arbeite und sich schon vor Jahrzehnten glaubhaft vom Terrorismus losgesagt habe, sagte dem "Spiegel“: "Ich habe Abu Daud quer durch die Bundesrepublik chauffiert, wo er sich in verschiedenen Städten mit Palästinensern getroffen hat.“ Pohl sei sich deshalb nahezu sicher, dass er seinerzeit unwissend in die Vorbereitung des Olympia-Attentats eingebunden gewesen sei.

Das Attentat während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München erschütterte die Welt. 17 Menschen kamen ums Leben, darunter elf israelische Sportler, fünf palästinensische Geiselnehmer und ein deutscher Polizist.

(dpa)