Oskar Lafontaine ist zu einer Rückkehr an die Parteispitze der Linken bereit. Der amtierende Parteichef, Klaus Ernst, macht den Weg frei.

Berlin/Saarbrücken. Der ehemalige Linke-Vorsitzende Oskar Lafontaine ist zu einem Comeback als Parteichef bereit. Ob er tatsächlich seinen Hut in den Ring wirft, will der 68-jährige Saarländer aber vom Verlauf einer Sitzung der Bundesspitze und der Landesparteichefs an diesem Dienstag abhängig machen. Der amtierende Parteivorsitzende Klaus Ernst hat den Weg für Lafontaines Rückkehr bereits frei gemacht. Er sprach sich für eine Kandidatur Lafontaines aus und hält sich nur noch als Ersatzkandidat bereit, falls dieser doch noch verzichtet.

Gegenwind bekommt der „Napoleon von der Saar“ aber aus den ostdeutschen Landesverbänden. Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern und Kommunalpolitiker aus Thüringen haben sich bereits offen für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Dietmar Bartsch, ausgesprochen. Der 54-jährige Reformer hatte seine Kandidatur bereits vor einem halben Jahr angekündigt und zeigte sich am Montag entschlossen, dabei zu bleiben: „Wie ich es im November 2011 angekündigt habe, werde ich in Göttingen als Parteivorsitzender kandidieren“, schrieb er auf seiner Homepage.

Der Bundesvorstand der Linkspartei kam am Montag in Berlin zusammen, um über das Wahldesaster in Nordrhein-Westfalen zu beraten. Am Nachmittag wollen sich die Landeschefs treffen. Für Dienstag ist eine gemeinsame Sitzung geplant. Die Linke war in NRW klar an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und nach zwei Jahren aus dem Landtag geflogen.

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Lafontaine hatte trotz massiven Drucks monatelang zu seinen politischen Ambitionen geschwiegen. Vor zwei Jahren war er wegen eines Krebsleidens zurückgetreten. Inzwischen gilt der saarländische Fraktionschef aber als voll genesen. Antreten will er auf dem Parteitag in Göttingen nur, wenn ihm eine Mehrheit sicher ist. „Ich werde mir zuerst anhören, was die anderen sagen“, sagte er am Montag im Deutschlandradio Kultur. „Es kann ja auch sein, dass niemand jetzt nach dieser Wahl diese Lösung für richtig hält, sondern andere Lösungen befürwortet werden.“

Prominentester Unterstützer Lafontaines ist der derzeitige Parteichef Klaus Ernst, der bereit ist, seinen Platz zu räumen. Der bayerische Gewerkschafter betonte aber, dass es zu einer „kooperativen Führung“ kommen müsse. Welche Frau zusammen mit Lafontaine die vorgesehene Doppelspitze bilden könnte, ist noch völlig offen. Fest steht nur, dass eine Doppelspitze Lafontaines mit seiner Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht nicht infrage kommt.

In der ostdeutschen Linken formiert sich der Widerstand gegen Lafontaine. Der Landesfraktionschef in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, sprach sich in der „Mitteldeutschen Zeitung“ offen gegen ein Comeback des Gründungsvaters der Linken aus. „Parteivorsitzender soll der werden, der für Innovationen steht und ein klares Konzept vorlegen kann, wie wir wieder auf die Erfolgsspur kommen“, sagte er. „Von Lafontaine und Ernst höre ich immer nur: keine Debatten, Kurs halten. Das Ergebnis ist, was wir in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen erlebt haben. Deshalb geht das nicht mehr.“ Die Linke war am vergangenen Wochenende auch in Schleswig-Holstein an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Lafontaine sprach sich in dem Interview dafür aus, jetzt auch schon die personellen Weichen für die Bundestagswahl zu stellen. „Wahlen gewinnt man nicht vier Wochen vor der Wahl, sondern man muss da einen langen Anlauf nehmen“, sagte er. „Wer jetzt beispielsweise den Parteivorsitz übernimmt, ist derjenige, der für die Bundestagswahl die Hauptverantwortung trägt.“ Bisher galt in der Partei als ausgemacht, dass die Spitzenkandidatur nicht an den Parteivorsitz gekoppelt wird. (dpa)