Der gebürtige Hamburger erhält den bekannten Rednerpreis, weil er “eine Rhetorik des aufrechten Gangs“ verkörpert. Heribert Prantl ist Laudator.

Bonn. Der SPD-Politiker und frühere Finanzminister Peer Steinbrück ist am Freitag in Bonn mit dem Cicero-Rednerpreis für herausragende rhetorische Leistungen ausgezeichnet worden. Mit dem 64-Jährigen, der als Kanzlerkandidat der SPD gehandelt wird, werde ein politischer Redner geehrt, „der sich mit klaren, bildhaften Worten dem aufklärerischen Kampf gegen Selbstbetrug und politischer Unmündigkeit verschrieben hat“, erklärte der Verlag für die Deutsche Wirtschaft in Bonn, der seit 1994 die nicht dotierte Auszeichnung verleiht.

Der Vorjahrespreisträger und Festredner Heribert Prantl, Jurist und Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der „Süddeutschen Zeitung“, würdigte laut Manuskript Steinbrück als einen Politiker, der nicht gemocht werden wolle. Vielmehr wolle er Probleme lösen, „und er ist überzeugt davon, dass er das hinkriegt“. Steinbrück sei kein „Lächler“, der mit ein paar liebenswürdig zugeneigten Bemerkungen Leute für sich gewinnen könne. „Er will, und er muss sie manchmal erst erschrecken mit seinem Spott und seinem pointierten Witz, und dann überzeugen mit seiner gedanklichen Schärfe, mit seinem Sach- und Fachverstand.“

Der Laudator und Jury-Vorsitzende Gert Ueding würdigte den diesjährigen Preisträger für seine Fähigkeit, Reden und Handeln in Einklang zu bringen. Mit seinem doppelbödigen, anspielungsreichen Reden gehe es Steinbrück nicht nur um Witz und Humor, sondern ebenso um pädagogische Vermittlung. „Wie kein anderer Politiker verkörpert er eine Rhetorik des aufrechten Gangs“, sagte der ehemalige Direktor des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Uni Tübingen.

Steinbrück wurde 1947 in Hamburg geboren und studierte Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft in Kiel. Zwischen 1974 und 1986 war er in verschiedenen Bundesministerien, der SPD-Fraktion, der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin und im Bundeskanzleramt tätig. Bis 1990 leitete er das Büro des NRW-Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau. Nach seiner Zeit als Kieler Minister für Wirtschaft kehrte er aus Schleswig-Holstein 1998 als Wirtschaftsminister nach NRW zurück. In dem bevölkerungsreichsten Bundesland wurde er später Finanzminister und war von 2002 bis 2005 NRW-Ministerpräsident. Danach wechselte er als Bundesfinanzminister nach Berlin. Seit 2009 ist Steinbrück Mitglied des Deutschen Bundestages.

Der Cicero-Rednerpreis ist nach dem antiken römischen Staatsmann und Philosophen Marcus Tullius Cicero benannt. Der Verfasser grundlegender Werke über die Beredsamkeit sah die freie Rede und Gegenrede als Grundlage des privaten Wohls und des Gemeinwohls an.