Der neue Präsident sieht sich einer neuen Form des Rassismus gegenüber. Hatte er im Amt fünf “schwarze“ Vorgänger?

Schon die Grundaussage ist falsch - vermutlich gleich in mehrfacher Hinsicht. "Barack Obama ist der erste schwarze Präsident der USA" ist eine schlagzeilenträchtige Behauptung. Obama ist genau genommen gar nicht schwarz - zwar stammte sein Vater aus Kenia, doch seine Mutter war eine weiße Anthropologin aus Kansas.

Man könnte Obama also einen Mulatten nennen - wäre das früher unverdächtige Wort inzwischen nicht mit einer rassistischen Konnotation befrachtet und damit untauglich. Also schwarz. Und Barack Obama personifiziert natürlich die Hoffnungen der schwarzen Minderheit - wobei schwarze Bürgerrechtler durchaus die Meinung vertraten, er sei ihnen "nicht schwarz genug". Der Rassismus in den USA ist noch virulent, aber in einer Zeit, in der es mit Colin Powell und Condoleezza Rice bereits zwei schwarze Außenminister gab, in der schwarze Sport-, Musik- und Filmstars erheblichen Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft haben, treibt dieses giftige Sumpfgas nur noch selten an die Oberfläche. Zwar gebe es den althergebrachten Rassismus auch noch, schrieb Peter Beinart, Mitglied des "Rates für Auswärtige Beziehungen" mit Sitz in New York und Redakteur vom "Time Magazine", doch heute assoziierten die Amerikaner dunkle Hautfarbe eher mit Fremdartigkeit. Wenn die Republikaner Barack Obamas zweiten Vornamen Hussein betonten oder die Frage aufwarfen, ob er Muslim sei, spielten sie auf dieser neuen Klaviatur der Furcht. Es ist ein subtilerer, mutierter Rassismus, Ergebnis der Gloalisierungsängste und der Kriege gegen den Islamismus. So wie sich das ganze Gesicht Amerikas verändert habe, so habe sich eben auch der amerikanische Rassismus verändert, schrieb Beinart.

Indessen flammt im Internet und unter US-Historikern die kuriose und nicht unumstrittene Debatte darüber wieder auf, wer wirklich der erste "schwarze" Präsident der USA gewesen sei. Es gibt viele Untersuchungen und Bücher darüber, dass fünf der US-Präsidenten - Thomas Jefferson, Andrew Jackson, Abraham Lincoln, Warren Harding und Calvin Coolidge - angeblich schwarzafrikanisches Erbe aufwiesen. So soll Lincolns Mutter eine Affäre mit einem schwarzen Plantagenarbeiter gehabt haben. Zitiert wird häufig der US-Anthropologe Alan Holdsworth mit der Feststellung, die Untersuchung einer Locke von Lincolns Haar habe ein westafrikanisches genetisches Erbe ergeben. Lincoln, der dunkle Haut aufgewiesen habe, sei von Gegnern als "Abraham Africanus der Erste" bezeichnet worden, schrieb der Fachautor Leroy Vaughn. Es gebe Karikaturen aus jener Zeit, die ihn als Schwarzen zeigten. Im Jahre 2003 sollen Briefe von Lincolns Mutter aufgetaucht sein, die eine Affäre mit einem schwarzen Sklaven namens Lewis belegten. Jefferson soll aus ähnlichen Gründen alle Unterlagen über seine Eltern vernichtet haben. Und sowohl Harding als auch Coolidge sollen mütterlicherseits schwarzafrikanisches Erbe gehabt haben.