Bei Angriffen auf die Botschaft der Vereinigten Staaten in Sanaa gab es Opfer auf beiden Seiten. Proteste gegen Islam-Film auch im Iran.

Sanaa/Teheran/Washington. Die wütenden Proteste gegen US-Einrichtungen in der arabischen Welt weiten sich aus. Zwei Tage nach Stürmen auf die US-Botschaft in Kairo sowie das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem vier amerikanische Diplomaten getötet wurden, nahmen Angreifer am Donnerstag die Botschaft der Vereinigten Staaten im Jemen ins Visier. Im Iran gingen Demonstranten auf die Straße, um gegen einen islamkritischen Film zu protestieren. Das Video von US-Immobilienentwickler Sam Bacile mit dem Titel "Die Unschuld der Muslime“ gilt als Auslöser der gewalttätigen Übergriffe.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gestürmt versuchten laut Augenzeugen Sicherheitskräfte mit Luftschüssen, die wütende Menge beim Versuch aufzuhalten, die US-Botschaft zu stürmen. Die Demonstranten seien durch das Haupttor des schwer bewachten Geländes gebrochen. Es gab Berichte über Opfer auf beiden Seiten, Einzelheiten lagen aber zunächst nicht vor.

Proteste gegen Mohammed-Video im Iran

In der iranischen Hauptstadt Teheran protestierten am Donnerstg rund 500 Islamisten und forderten lautstark den Tod des israelisch-amerikanischen Filmemachers Bacile gefordert. Die Demonstranten versammelten sich vor der Schweizer Botschaft, die die Interessen der USA im Iran vertritt. Sie riefen "Tod den USA“ und "Tod für Israel“. Hunderte Wachleute hielten die Iraner davor zurück, die Botschaft zu stürmen.

Die USA und der Iran unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Weitere Demonstrationen gegen den Film sind im Iran nach den Freitagsgebeten geplant.

Mursi verurteilt Angriffe auf US-Botschaften

Auch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo hielten die Proteste gegen den in den USA produzierten Schmäh-Film in der Nacht zu Donnerstag an. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi verurteilte am Donnerstag die Angriffe auf die US-Botschaften in Kairo und der libyschen Hauptstadt Bengasi.

"Das ägyptische Volk ist ein sehr zivilisiertes Volk und das ägyptische Volk lehnt solch gesetzloses Handeln ab“, sagte Mursi nach einem Besuch der EU-Kommission in Brüssel. "Wir sollten alle Besucher, Touristen und diplomatische Vertretungen schützen“, sagte er. Ägypten werde mit der EU und auch mit den US-Behörden zusammenarbeiten, "damit sich solche Ereignisse künftig nicht wiederholen“.

Mursi sagte, er habe am Mittwoch mit US-Präsident Barack Obama telefoniert. Dabei habe er Obama auch gebeten, das "Betragen“ der Hersteller eines islamfeindlichen Films, der in der arabischen Welt scharf verurteilt werde, "zu stoppen“.

Obama fordert rasche Bestrafung der Täter

Unterdeseen gehen US-Geheimdienste Hinweisen auf einen gezielten Terroranschlag nach. Der Angriff sei "geplant, koordiniert, organisiert ausgeführt“ worden, erklärte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Rogers. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte dagegen, es sei noch zu früh für ein klares Urteil. Bei dem Angriff war der Botschafter der USA in Libyen, Chris Stevens, getötet worden.

Der amerikanische Präsident Barack Obama fordert nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi eine rasche Bestrafung der Täter. Obama telefonierte mit dem Präsidenten der libyschen Nationalversammlung, Mohammed Magarief, und vereinbarte eine enge Zusammenarbeit bei den Ermittlungen, wie das US-Präsidialamt am Donnerstag mitteilte. Der US-ÜPräsident habe deutlich gemacht, dass alles Erforderliche getan werden müsse, um die für den Angriff Verantwortlichen ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen.

Präsident Obama ordnete verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die diplomatischen US-Vertretungen im Ausland an, besonders in Libyen. Aus US-Quellen verlautete, es würden auch 50 US-Marineinfanteristen nach Libyen geschickt.

+++ Wut und Gewalt gegen USA - Botschafter in Libyen getötet +++

Amerikanische Kriegsschiffe vor libyscher Küste

2Dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi waren Tumulte von Demonstranten vor der US-Botschaft in Kairo vorausgegangen, ausgelöst durch einen in den USA hergestellten Schmäh-Film über den Propheten Mohammed. Dazu telefonierte Obama nach Angaben seines Hauses mit dem ägyptischen Amtskollegen Mohammed Mursi. Obama habe von Ägypten eine Zusammenarbeit beim Schutz der US-Diplomaten gefordert. „Der Präsident sagte, dass er Versuche, den Islam zu verunglimpfen, ablehnt, aber unterstrich zugleich, dass es niemals eine Rechtfertigung für Gewalt gegen Unschuldige gibt und auch nicht für Akte, die amerikanische Mitarbeiter und Einrichtungen in Gefahr bringen.“

Zu dem umstrittenen Film gibt es einen 14-minütigen Trailer, der auf dem zum US-Internetkonzern Google gehörenden Videoportal Youtube zu sehen ist. Google sperrte den Trailer zwar in Ägypten und Libyen wegen der besonderen Umstände dort. Ansonsten sind die Filmausschnitte aber frei zugänglich. Google will das Video nach eigener Auskunft nicht aus dem Netz nehmen, weil dieses nicht gegen die eigenen Richtlinien verstoße. Der Film stellt den Propheten Mohammed als Betrüger und Schürzenjäger dar. Als verantwortlich für den Film gilt ein Mann, der nach eigenen Angaben ein in Kalifornien lebender Israeli ist.

Das Pentagon verlegte unterdessen zwei Kriegsschiffe vor die libysche Küste . Aus US-Regierungskreisen verlautete, der Zerstörer "USS Laboon“ habe seine Position bereits am Mittwoch erreicht. Die "USS McFaul“ sei auf dem Weg und werde innerhalb weniger Tage ihr Ziel erreichen. Weiter hieß es, die Schiffe hätten keine konkrete Aufgabe. Sie gäben den Kommandeuren jedoch die Möglichkeit, flexibel auf jeden Einsatz zu reagieren, die der US-Präsident anordne.

Clinton gibt libyschem Volk keine Schuld

Die Flaggen an Regierungsgebäuden und militärischen US-Einrichtungen in der ganzen Welt wurden auf Halbmast gesetzt. US-Außenministerin Hillary Clinton zeigte sich schockiert. Sie betonte, der Angriff sei von einer kleinen Gruppe und nicht von Vertretern der libyschen Volks begangen worden.

Der stellvertretende libysche UN-Botschafter Ibrahimi Dabbaschi machte "eine extremistische Gruppe“ für den Angriff verantwortlich. Er bekräftigte vor dem Weltsicherheitsrat in New York die Zusicherung seiner Regierung, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden würden.

"Dieser Angriff dient nicht den Interessen des Volkes oder der libyschen Behörden und kann auch nicht als Verteidigung des Islams betrachtet werden“, sagte Dabbaschi. "Dieser Angriff beschädigt das Ansehen des Islams beträchtlich.“ Der Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten den Angriff aufs Schärfste.

Mit Material von dpa, rtr und dapd