Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) nahmen zudem ein Büro der Baath-Partei unter Beschuss. FSA: Aleppo zu 60 Prozent in Rebellenhand.

Damaskus/Beirut. Die Schlacht um Syriens größte Stadt geht unvermindert weiter: Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad und Rebellen haben sich am Dienstag in der Wirtschaftsmetropole Aleppo wieder heftige Gefechte geliefert. Wie Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilten, wurde die Rebellenhochburg Sachur im Nordosten der Millionenstadt bombardiert. In anderen Teilen der Stadt seien Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungssoldaten ausgebrochen. Zudem haben Kämpfer der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) in Aleppo das Büro der herrschenden Baath-Partei und das Militärkrankenhaus angegriffen.

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Aus den umliegenden Gebieten meldeten Rebellen einzelne Geländegewinne, darunter die Stadt Al Bab und einen wichtigen Militärposten bei Anand. Die Einnahme des Checkpoints dürfte den Transport von Kämpfern und Versorgungsgütern zwischen Aleppo und der 50 Kilometer entfernten syrischen Grenze erleichtern. Sechs Rebellen seien bei den Gefechten in der nördlichen Metropole am Dienstag getötet worden, sagte der örtliche FSA-Kommandeur Abu Omar al-Halebi.

15 Regierungssoldaten, unter ihnen ein Offizier, seien zu den Aufständischen übergelaufen. Die Regierungsarmee beschießt nach Halebis Angaben weiterhin von der FSA kontrollierte Gebiete mit schwerer Artillerie und Hubschraubern. Seiner Darstellung zufolge kontrollieren die FSA-Kämpfer rund 60 Prozent der strategisch wichtigen Handelsmetropole. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Die Truppen von Machthaber Assad versuchen seit Sonnabend, die Aufständischen aus Aleppo zurückzudrängen.

Der Kampf um Aleppo dauert mit bislang elf Tagen inzwischen länger an als der Rebellenangriff auf die Hauptstadt Damaskus, den Regimetruppen diesen Monat abgewehrt haben. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind bereits 200.000 Menschen vor der Gewalt in Aleppo geflohen.

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Nach einem Angriff der syrischen Streitkräfte auf einen Konvoi der internationalen Beobachter hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erneut zu einem sofortigen Ende des Blutvergießens im Land aufgerufen. Er sei tief besorgt, dass Damaskus jede Art von schwerem Gerät einsetze, darunter Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber und schwere Waffen, sagte Ban am Montag in New York. „Dies ist eine inakzeptable Situation. Jeden Tag werden mehr als 100 Menschen getötet“, erklärte er. Mehr als zwei Millionen Menschen seien von der Gewalt betroffen. Noch mehr Kämpfe könnten nicht die Antwort sein. Ban warnte vor einem religiös motivierten Bürgerkrieg, der auch die Nachbarstaaten Syriens gefährden könnte.

Der UN-Generalsekretär forderte das syrische Regime erneut zu einer vollständigen Zusammenarbeit mit der Beobachtermission auf. Am Sonntag sei in der Nähe der Stadt Homs ein Konvoi der Beobachter von Soldaten beschossen worden, sagte Ban. In einem der fünf Fahrzeuge sei Missionsleiter General Babacar Gaye unterwegs gewesen. „Glücklicherweise wurde niemand verletzt“, erklärte Ban. Insgesamt wurden durch Beschuss der Truppen von Präsident Baschar Assad den Angaben zufolge bereits mehr als ein Dutzend Beobachter-Fahrzeuge zerstört. Angesichts der Gewalt setzten sich zwölf weitere syrische Offiziere in die Türkei ab. In London kehrte ein Diplomat Damaskus den Rücken.

US-Präsident Barack Obama sprach am Montag in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Syrien. Beide verständigten sich auf gemeinsame Bemühungen zur Unterstützung der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, wie das Weiße Haus mitteilte. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montag, die Regierung in Ankara werde weitere Truppen an der Grenze zu Syrien stationieren.

Mit Material von dpa/dapd