Sozialist Hollande stellt schon bei seiner Amtseinführung klar, wer künftig Frankreich regiert: Ein Freund der Arbeiterklasse und der Wissenschaft.

Paris. Frankreichs Sozialisten sind erstmals seit 17 Jahren wieder Herrscher im Élysée-Palast. Der 57 Jahre alte Francois Hollande übernahm am Dienstag eineinhalb Wochen nach seinem Wahlerfolg an der Seite seiner zehn Jahre jüngeren Lebensgefährtin, der Journalistin Valérie Trierweiler, das Präsidentenamt von seinem konservativen Vorgänger Nicolas Sarkozy. Hollande machte den Franzosen bei seiner Antrittsrede Hoffnung auf die Zukunft. „Wir sind ein großes Land, das schon viele Krisen durchstanden hat“, sagte Hollande in Paris. Als Symbol für die Verbundenheit der Sozialisten mit der Arbeiterklasse und der Wissenschaft lud Hollande französische Nobelpreisträger und Gewerkschaftsvertreter zu seiner Zeremonie ein.

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„Ich werde Frankreich wieder aufbauen und zum Frieden in der Welt und der Bewahrung der Erde beitragen“, versprach Hollande. Er wolle als Präsident gerecht und vorbildlich handeln. „Alle Franzosen sollen mit meiner Hilfe vereinigt zusammen leben, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter und Beruf“, erklärte Hollande. „Die Kraft und die Talente unseres Landes sind unbestritten“. Die Differenzen innerhalb des französischen Volkes dürften keine Hürden werden, erklärte er weiter. Auch an Europa richtete der frisch gewählte Präsident eine Botschaft: Er werde seinen europäischen Partnern einen Pakt vorschlagen, der einerseits das Defizit verringern aber auch das Wachstum stimulieren solle. Es könne nicht akzeptiert werden, dass die Mehrheit unter der Krise leide und eine Minderheit weiter davon profitiere. Sein Mandat bestehe darin, ein unter seiner Schuldenlast ächzendes Frankreich wirtschaftlich wieder aufzurichten und in Europa einen neuen Weg aufzuzeigen. „Es wird Zeit, die Produktion vor die Spekulation zu setzen.“ Beim ökologischen Umbau der Energiewirtschaft sei ebenfalls neue Akzente notwendig.

Zuvor hatte Frankreichs scheidender Präsident Nicolas Sarkozy seinen Nachfolger vor mehreren hundert Medienvertretern aus aller Welt im Innenhof des Élysée begrüßt. Beide zogen sich zunächst zu einer Unterredung zurück. Hollande wurden dabei die Atomcodes für die Aktivierung der französischen Nuklear-Sprengkörper überreicht und auch einige sensible Dossiers erklärt. Die Inhalte dieser Unterhaltung bleiben traditionell geheim. Danach verließ Sarkozy mit seiner Frau Carla Bruni-Sarkozy an der Seite den Präsidentensitz und wurde mit „Merci Nicolas“-Rufen seiner Anhänger verabschiedet. Nach Informationen der Zeitung „Le Parisien“ will er im Anschluss an einen zweiwöchigen Auslands-Urlaub „im Süden“ seinen Beruf als Anwalt wieder aufnehmen.

Hollande hob sich mit seinem Festakt bewusst von Sarkozy ab: Hatte der Konservative vor fünf Jahren seine Familie, Stars und reiche Freunde zur Zeremonie eingeladen, trat Hollande nur mit seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler auf. Mit offenem Verdeck fuhr er später die Champs-Élysée hinauf und wurde im kalten Nieselregen bejubelt. Zudem hatte Hollande die französischen Nobelpreisträger und die Vertreter aller großen Gewerkschaften Frankreichs eingeladen. Ein Symbol für seine Verbundenheit mit der Arbeiterklasse und der Wissenschaft, die er im Laufe seines Wahlkampfs mehrfach beschwor.

Seit Gründung der Fünften Republik 1958 ist Hollande der zweite Sozialist im Elysée-Palast. Der langjährige Vorsitzende der Parti Socialiste (1997-2008) hatte sich zuvor im Wahlkampf erfolgreich als linke Alternative zum konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy profiliert. Hollande wurde am 12. August 1954 in Rouen/Normandie als Sohn eines Arztes geboren. Studiert hat Hollande Jura und Politikwissenschaften. Anschließend absolvierte er die Elite-Hochschule Ecole Nationale d'Administration (ENA). Nach dem ENA-Abschluss 1980 war er zunächst am Rechnungshof tätig. In die Sozialistische Partei trat er 1979 ein, schloss sich aber im Richtungsstreit keinem der Flügel an. Im Kampf um ein Mandat für die Nationalversammlung unterlag er 1981 dem späteren Präsidenten Jacques Chirac in dessen Heimat-Departement Corrèze.

Hollande gilt als konsequent und verlässlich, hat einen Hang zur Jovialität und auch einen launigen Humor. Der Präsident aller Franzosen wolle er sein, hatte er zum Ende eines monatelangen, kräftezehrenden Wahlkampfes betont. Routine auf dem außenpolitischen Parkett oder Regierungserfahrung fehlen ihm jedoch bisher.

Mit Material von dpa/dapd/rtr