Milizionäre hätten Zivilisten massakriert, darunter viele Frauen und Kinder. Westerwelle will im Sicherheitsrat für eine Resolution werben.

Beirut. Neuerliches Massaker in Syrien. Nach Angaben von Aktivisten haben Milizionäre der syrischen Regierung in der Protesthochburg Homs mindestens 16 Menschen getötet. Unter den Opfern seien demnach auch mehrerer Kinder. Staatsmedien bestätigten zwar die Tode. Ihrer Darstellung nach zeichneten dafür allerdings "bewaffnete Terrorsten" verantwortlich.

Auch das Syrische Observatorium für Menschenrechte mit Sitz in London bestätigte 16 Todesfälle am Sonntagabend. Den Darstellungen des Örtlichen Koordinationskomitees (LCC) zufolge seien sogar von Menschen ermordert worden. Beide Gruppen erklärten, unter den Opfern seien auch Kinder. Aktivisten stellten Bilder ins Internet, die Kinderleichen und tote Erwachsene zeigten. Die LCC und das Observatorium erklärten, der Angriff sei von sogenannten Schabiha, bewaffneten Banden im Dienst des Regimes, verübt worden.

Die Tötungen hätten im Viertel Karm el Sejtun stattgefunden, hieß es weiter. Die Gegend gehörte zu mehreren Stadtteilen von Homs, die Regierungstruppen Anfang des Monats von Rebellen zurückerobert hatten. In den vergangenen Monaten kam es dort zu heftigen Protesten gegen die Regierung in Damaskus. In der Gegend leben sowohl viele Alawiten, die in der syrischen Regierung vertreten sind, als auch Sunniten, zu denen viele Anhänger der syrischen Opposition zählen.

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Nach den Tötungen am Sonntag seien viele Menschen aus Angst vor ähnlichen Anschlägen aus Karm el Sejtun und den nahegelegenen Stadtteilen Bab Dreb und Nasihin geflohen, berichtete das Observatorium. Seine Aktivisten riefen die Vereinten Nationen zur Bildung eines unabhängigen Untersuchungsausschusses auf, um jene zu ermitteln, „die die Massaker begangen haben und sie zur Verantwortung zu ziehen“.

Die staatlichen Medien in Syrien machten hingegen bewaffnete Gruppen in Homs für die Entführung und Tötung von Menschen verantwortlich. Damit solle die Regierung vor dem Ministertreffen im Weltsicherheitsrat am (heutigen) Montag in ein schlechtes Licht gerückt werden.

Russland „auf der falschen Seite der Geschichte“

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hatte zuvor angekündigt, bei dem Treffen in New York auf die Vertreter von China und Russland einzuwirken, damit es zu einer Syrien-Resolution kommt. „Wir müssen Russland davon überzeugen, dass es auf der falschen Seite der Geschichte steht, wenn es weiter eine Resolution im Sicherheitsrat verhindert“, sagte Westerwelle der Zeitung „Die Welt“.

US-Außenministerin Hillary Clinton und der russische Außenminister Sergej Lawrow sollten am Montag am Rande des Treffens im UN-Sicherheitsrat zu bilateralen Gesprächen zusammenkommen. Dabei dürfte es vor allem um die unterschiedlichen Ansichten beider Länder darüber gehen, wie mit der Gewalt in Syrien umzugehen sei. Russland und China hatten zwei Mal ihr Veto gegen eine Syrien-Resolution im Weltsicherheitsrat eingelegt.

Aufruf zur Tag der Trauer um Homs-Opfer

Unterdessen wurde in den USA die Beisetzung der in Homs getöteten Journalistin Marie Colvin vorbereitet. Die Trauerfeier für die Reporterin der „Sunday Times“ sollte am Montag in der katholischen Kirche St. Dominic in Oyster Bay auf Long Island stattfinden. Die 56-Jährige war am 22. Februar bei einem Artillerieangriff der syrischen Regierungstruppen auf die belagerte Stadt Homs ums Leben gekommen.

Die LCC riefen angesichts der Tötungen in Homs für (den morgigen) Dienstag zu einem Tag der Trauer auf. Syrer wurden aufgefordert, ihre Läden zu schließen und nicht zur Arbeit, in Schulen oder Universitäten zu gehen. (dapd/abendblatt.de)