Brüssel/Hamburg. Putin, Cameron, Maas und andere bieten Belgien Hilfe an. König Philippe reagiert schockiert. Forderung nach besserer Zusammenarbeit.

Europas Politiker haben mit Bestürzung auf die mutmaßlich koordinierten Terroranschläge von Brüssel mit mindestens 23 Todesopfern und mehreren Verletzten reagiert.

Belgiens Königspaar zeigte sich "schockiert" über die Vorfälle am Brüsseler Flughafen und in der Metro. Das sagte ein Sprecher des Palastes der Nachrichtenagentur Belga. König Philippe (55) stehe im engen Kontakt mit der Regierung und den zuständigen Stellen. Am Flughafen und in einer Metro-Station hatte es zuvor Explosionen gegeben.

Zerstörte Scheiben am Brüsseler Flughafen Zaventem
Zerstörte Scheiben am Brüsseler Flughafen Zaventem © Reuters

Der belgische Ministerpräsident Charles Michel sprach von einem "schwarzen Tag für Belgien". Bei den Anschlägen habe es viele Tote und Verletzte gegeben. Die Befürchtungen seien wahr geworden.

Der britische Premierminister David Cameron twitterte: "Ich bin schockiert und besorgt wegen der Ereignisse in Brüssel. Wir werden alles tun, um zu helfen."

EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte: "Die EU gibt Brüssels Solidarität zurück und wird Brüssel, Belgien und Europa helfen, der Bedrohung durch den Terror entgegenzutreten".

Gauck kondoliert Philippe

Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte ebenfall dem belgischen König Philippe. "Die Nachrichten von den grausamen Terroranschlägen am Flughafen Brüssel und in der Brüsseler Metro haben mich tief erschüttert. Die schrecklichen Verbrechen, die so viele Opfer gefordert haben, verurteile ich auf das Schärfste. Deutschland steht angesichts dieser terroristischen Gewaltakte an der Seite Belgiens", heißt es im Kondolenzschreiben Gaucks.

Putin: "Barbarische Versprechen"

Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte die Anschläge in Belgien als „barbarische Verbrechen“. Der Terrorismus kenne keine Grenzen und müsse daher in aktiver internationaler Zusammenarbeit bekämpft werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Putin habe dem belgischen König Philippe sein Beileid ausgesprochen, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Unter den Opfern bei mehreren Explosionen in Brüssel seien nach ersten Erkenntnissen keine russischen Staatsbürger, teilte das Außenministerium in Moskau mit.

Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew schreibt via Twitter: "Die Attacken in Brüssel waren ein krimineller Akt gegen Zivilisten. Wir bekunden den Familien der Opfer unser Mitgefühl".

Reaktionen auch aus Berlin

Auch aus Berlin kamen erste Reaktionen. "Das ist ein schwarzer Tag für Europa. Diese abscheulichen Taten treffen uns alle. Wir stehen an der Seite von #Bruessel und der Belgier“, schrieb Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) auf Deutsch und Englisch bei Twitter.

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, twitterte: "Die widerwärtigen Anschläge in Brüssel lassen uns alle zusammenstehen: Solidarität mit den Opfern und Entschlossenheit gegen die Terroristen."

Bundesumweltminister Barbara Hendricks sprach von schockieren Nachrichten aus Brüssel: "Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden."

Kanzleramtschef Peter Altmaier versicherte Brüssel und der Europäischen Union Beistand. "Unfassbar. Die Terroristen dürfen nie gewinnen! Die Werte Europas sind stärker als Hass und Gewalt! Alle Solidarität für Brüssel und die EU“, schrieb der CDU-Politiker auf Twitter.

Spaniens Außenminister macht IS verantwortlich

Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für die Explosionen in Brüssel verantwortlich. "Es handelt sich um eine koordinierte Aktion an verschiedenen Stellen der Stadt“, sagte der Minister dem Radiosender Cadena Cope. "Dieser Terrorismus ist wie ein Krebs, der sich über die ganze Welt ausbreitet.“ Der IS verfüge über Terrorzellen, die die Organisation in kürzester Zeit aktivieren könne. „Diese Gruppen brauchen keine große Vorbereitung, es genügt ein Befehl, und sie schlagen zu“, betonte García-Margallo.

Niederländer Rutte bietet Hilfe an

Auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte ging davon aus, dass Terroristen für die Explosionen am Brüsseler Flughafen und in U-Bahnstationen verantwortlich sind. "Belgien wurde erneut von feigen und mordenden Anschläge getroffen“, sagte Rutte in Den Haag. Er sprach den Angehörigen und Opfern sein Mitgefühl aus und bot dem Nachbarland alle Hilfe an. „Auch in unserem Land ist zu diesem Zeitpunkt extra Wachsamkeit geboten.“ In Den Haag trat am morgen der Krisenstab der Regierung zusammen.

"Volle Solidarität" aus Österreich

Die österreichische Regierung bezeichnete die tödlichen Explosionen in Brüssel als heimtückische Terrorakte. „Diese Anschläge gegen die Zivilbevölkerung im Zentrum Europas tragen eine feige und barbarische Handschrift. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden“, teilten Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ)und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) mit. Österreich zeige volle Solidarität mit Belgien. „Europa muss den Terror gemeinsam bekämpfen und seine demokratischen Werte entschlossen verteidigen“, hieß es von den Politikern.

Emotionaler griechischer Tweet

Eine emotional geladene Erklärung kam aus Griechenland: "Die Hauptstadt unserer (Europäischen) Union wird angegriffen. Wir trauern um die Toten...wird sind alle Brüsseler“, erklärte das griechische Außenministerium per Twitter. Die Demokratie werde den Terrorismus besiegen, hieß es weiter.

Knobloch fordert bessere Zusammenarbeit

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, forderte als Reaktion auf die mutmaßlichen Terroranschläge von Brüssel eine bessere Zusammenarbeit der internationalen Sicherheitsbehörden. „Die Staaten der freien Welt müssen endlich ihre Kräfte bündeln und konsequent gegen die Parallelwelten vorgehen, die sich immer stärker ausbreiten“, sagte Knobloch. Alles weise auf einen terroristischen Hintergrund der Explosionen in Brüssel hin. „Natürlich befinden wir uns im Krieg, im Krieg gegen den Terror, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

In Belgien wie auch in Frankreich sei die islamistische Szene besonders vital und völlig unkontrollierbar, sagte Knobloch. In Deutschland und anderen westlichen Ländern schreite diese Entwicklung voran und werde nicht entschlossen genug eingedämmt.

Der Westen müsse gegen den Terror auch in den Regionen vorgehen, “wo das Übel seine Quellen hat - wie an den Konfliktherden im Nahen Osten, Nord- und Zentralafrika„, forderte Knobloch. Zudem müsse der Druck auf “unsere sogenannten Partner" in diesen Ländern erhöht werden, etwa auf Saudi-Arabien, Afghanistan, Irak, Pakistan oder seit Neuestem den Iran, der zu den Hauptexporteuren des Terrorismus gehöre. Die freie Welt müsse die Menschheit vor einem weiteren Jahrhundert des dezentralen Terrors bewahren.