Brüssel/Paris. In Belgien warnen die Behörden in Brüssel vor einer „unmittelbaren“ Bedrohung. Festnahme eines Verdächtigen in der Türkei.

In Belgien haben die Behörden für die Hauptstadtregion Brüssel die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die U-Bahn blieb am Sonnabend in der belgischen Hauptstadt komplett geschlossen, nur Busse und Straßenbahnen fuhren. Stufe 4 bedeutet „eine ernste und unmittelbare“ Bedrohung, wie das nationale Krisenzentrum in der Nacht zu Sonnabendmitteilte. Vorausgegangen sei eine „neue Beurteilung“ der Lage. Die Hintergründe blieben zunächst unklar.

Ein Sprecher des Krisenzentrums sagte im belgischen Radio: „Die Empfehlungen an die Bevölkerung sind sehr einfach: Wir bitten darum, Plätze mit vielen Menschen in der Hauptstadtregion Brüssel zu vermeiden, also Konzerte, Großereignisse, Bahnhöfe, Flughäfen und den öffentlichen Personennahverkehr.“ Das Krisenzentrum riet auch, keine Fußballspiele der ersten und zweiten Liga an diesem Wochenende auszutragen. Im Rest Belgiens gilt den Angaben zufolge weiter die Stufe 3, was einer „möglichen und wahrscheinlichen“ Bedrohung entspricht.

Abendblatt.de hält Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden:

17:55 Uhr: In der Luxemburger Innenstadt ist am Samstagnachmittag ein Hotel geräumt worden. Laut Polizei hat es „einen Hinweis auf eine mögliche Bedrohung“ gegeben. Weitere Details über die Art der Bedrohung wurden zunächst nicht mitgeteilt. Man habe Angestellte und Gäste gebeten, das Gebäude zu verlassen. Derzeit werde das Hotel überprüft. Zuerst hatte das „Luxemburger Wort“ über den Vorfall berichtet.

15:30 Uhr: Im Vorfeld des Fußball-Bundesligaspiels des VfL Wolfsburg gegen Werder Bremen waren die verschärften Sicherheitsvorkehrungen nicht zu übersehen. Es gab eine „erhöhte Präsenz der Polizei“, sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs am Samstag. Einige Beamte trugen Maschinenpistolen. Zudem waren die Einlasskontrollen nach der Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover durch den Sicherheitsdienst des VfL verschärft worden. Autos, die auf den VIP-Parkplatz fuhren, wurden durchsucht. Zuschauer wurde abgetastet.

Vor dem Stadion bildeten sich lange Schlangen, die sich aber rechtzeitig zum Anpfiff auflösten. Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für die Terror-Opfer von Paris. „Wir haben keine konkrete Gefährdungslage“, sagte ein Polizeisprecher beim Pay-TV-Sender Sky. Die Polizei habe auf die Ereignisse in Paris und Wolfsburg mit einer „mit einer veränderten Struktur“ reagiert.

12:52 Uhr: Das Brüsseler Musikfestival Sound/Check, bei dem 130 Musiker in einer Konzerthalle in der Brüsseler Innenstadt auftreten sollten, wurde abgesagt ebenso wie ein Konzert des Sängers Johnny Hallyday.

12:47 Uhr: Sieben der acht beim Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis nördlich von Paris festgenommenen Personen sind wieder auf freiem Fuß. Weiter in Gewahrsam bleibt ein junger Mann, der den Terroristen die Wohnung zur Verfügung gestellt hatte, wie französische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichten. Seine Freundin sowie sechs Personen, die sich in dem gestürmten Gebäude oder in der Nähe aufgehalten hatten, wurden freigelassen.

11:45 Uhr: Die türkische Polizei hat einen Belgier marokkanischer Abstammung wegen Terrorverdachts festgenommen. Dies berichtete die türkische Nachrichtenagentur Dogan. Möglicherweise habe er eine Rolle bei den Pariser Anschlägen vom 13. November gespielt. Der Agentur zufolge handelt es sich um den 26-jährigen Ahmet D. Er wurde in einem Luxushotel in Antalya festgenommen. Außer dem Belgier nahmen Sicherheitskräfte auch zwei mutmaßliche Komplizen auf einer Schnellstraße fest. Angeblich sollten sie ihm helfen, nach Syrien zu gelangen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu bestätigte, dass ein Belgier und zwei Syrier in Antalya festgenommen wurden. Es bestehe der Verdacht, dass sie für die Terror-Miliz Islamischer Staat arbeiteten. Die drei würden nun dem Haftrichter vorgeführt.

11:05 Uhr: Islamistische Terroristen sind derzeit nach Einschätzung von BND-Präsident Gerhard Schindler nicht zu digitalen Angriffen auf sensible Bereiche wie etwa Börsen in der Lage. „Wir können es im Moment noch nicht erkennen, dass die Mittel, die Methoden, die Angriffsstrukturen so weit sind, dass das unmittelbar bevorsteht“, sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes am Sonnabend in Berlin auf dem Wirtschaftsgipfel der „Süddeutschen Zeitung“. Die Bereitschaft dazu sei aber da. Für die Zukunft könne in dem Bereich keine Entwarnung gegeben werden.

Das Internet würden die Terroristen hingegen erfolgreich zur Rekrutierung von Anhängern nutzen, sagte Schindler. „Terroristen beherrschen den Cyberraum extrem gut, was die Rekrutierung, was die Werbung für ihre Organisation anbelangt.“ So habe die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Erfolg mit einem hoch professionell gemachten virtuellen Magazin. Das zeige, dass über 700 Islamisten aus Deutschland in Richtung Richtung Syrien gereist seien und über 3500 aus Europa. Aus der ganzen Welt seien gut 28.000 verirrte Menschen dort hingegangen - unter anderem wegen dieser professionellen Reklame.

10:30 Uhr: CSU-Chef Horst Seehofer hat ein schnelles Ende der Kontrollen an den deutschen Grenzen ausgeschlossen. „Wir wollen das nicht dauerhaft“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonnabend beim CSU-Parteitag in München. Aber man müsse die Kontrollen aufrechterhalten, so lange die Überwachung der EU-Außengrenzen nicht funktioniere. Dies sei zum Schutz des Landes und der Bevölkerung dringend geboten. Nach den Terrorattacken von Paris betonte Seehofer: „Der Staat muss seinen Bürgern geben, was ihnen die Terroristen nehmen wollen, nämlich die Sicherheit.“ Für Bayern kündigte Seehofer erneut zusätzliche Stellen für Polizei und Verfassungsschutz an.

09:00 Uhr: Gastgeber Malaysia hat zum Auftakt des Gipfeltreffens der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) der jüngsten Terror-Opfer gedacht. „Die jüngsten Ereignisse haben einen Schatten über uns alle geworfen“, sagte Ministerpräsident Najib Razak am Samstag in der Hauptstadt Kuala Lumpur. „Niemand in dieser Halle kann durch die widerliche Missachtung menschlichen Lebens nicht schockiert und erschüttert sein.“ Er nannte die Attentate von Beirut und Paris sowie den Anschlag auf das russische Flugzeug über dem Sinai sowie den jüngsten Überfall auf ein Hotel in Mali.

Die zehn Asean-Mitglieder treffen sich an diesem Wochenende mit den Regierungsspitzen acht weiterer Länder, darunter der USA, Chinas, Japans und Indiens. US-Präsident Barack Obama war am Freitag eingetroffen. China lässt sich kurzfristig nicht durch Präsident Xi Jinping sondern Ministerpräsident Li Keqiang vertreten. Er traf ebenfalls Freitag ein.

Die Ereignisse vom Freitag zum Nachlesen