Live-Blog: Italienische Fußballfans sollen die Marseillaise singen. Schärfere Grenzkontrollen beschlossen. Attentäter identifiziert.

Die Grenzkontrollen in der Europäischen Union werden verschärft. Darauf haben sich die verantwortlichen Minister am Freitag geeinigt. In Paris wurde ein weiterer Attentäter identifiziert. Nach Russland hat auch Frankreich eine Uno-Resolution zur Unterstützung des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgelegt. Wie der Élyséepalast mitteilte, wies Präsident François Hollande eine Ausweitung der französischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien an. In den kommenden Tagen soll Frankreichs Flugzeugträger Charles de Gaulle im östlichen Mittelmeer einsatzbereit sein.

Abendblatt.de hält Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden:

22.03 Uhr: Die US-Spielwarenkette Toys „R“ Us will in Frankreich mehrere Spielzeugwaffen nicht mehr in ihren Läden anbieten. Die französischen Filialen seien angewiesen worden, 23 Modelle aus den Regalen zu nehmen, die für echte Waffen gehalten werden können, bestätigte die Kette laut France Info. Die Entscheidung sei als Folge der Attentate in Paris getroffen worden. Die Anweisung betreffe 48 Filialen der Kette in Frankreich.

20.11 Uhr: Eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris ist ein weiterer Attentäter identifiziert. Die Fingerabdrücke des Terroristen, der sich am Eingang H des Fußball-Stadions Stade de France um 21.30 Uhr in die Luft gesprengt hatte, entsprechen denen eines Mannes, der am 3. Oktober in Griechenland erfasst wurde, wie die Staatsanwaltschaft in Paris mitteilte. Bei derselben Kontrolle in Griechenland ist ein zweiter Attentäter registriert worden, der sich um 21.20 Uhr am Eingang D des Stadions mit einem Sprengstoffgürtel umgebracht hatte.

18.24 Uhr: Im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris wird vor den Spielen der italienischen ersten Fußballliga vor dem Anpfiff die französische Nationalhymne gespielt. Dies beschloss die Liga am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Außerdem werde die französische Flagge gezeigt.

17.37 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Mittwoch für ein Treffen mit dem französischen Präsidenten François Hollande nach Paris reisen. Das meldete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Regierungskreise. Das Treffen, das zwischen Hollandes Visiten in Washington und Moskau stattfinde, solle dazu dienen, nach der Anschlagsserie von Paris den Kurs im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abzustimmen. In westlichen Sicherheitskreisen gebe es die Sorge, Paris könnte gewillt sein, im Gegenzug für eine Kooperation Moskaus gegen den IS die im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen gegen Russland zu lockern.

16.46 Uhr: Auch die kommenden Top-Talkshows im deutschen Fernsehen werden sich wieder den Terroranschlägen von Paris widmen: Günther Jauch fragt am Sonntag (21.45 Uhr ARD) "Terrorziel Deutschland – Wie groß ist die Gefahr?". Eingeladen sind Joachim Herrmann (CSU) bayerischer Innenminister, Sonia Seymour Mikich, WDR-Chefredakteurin, Stefan Aust, Autor und Herausgeber "Welt N24", sowie der Publizist Jürgen Todenhöfer.

Bei Frank Plasbergs "hart aber fair" lautet die Frage am Montag ab 21 Uhr in der ARD "Deutschland und der Terror – ist Sicherheit jetzt wichtiger als Freiheit?". Gäste sind Stephan Mayer (CSU, Innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Bruno Schirra (Journalist und Autor des Buchs "Der globale Dschihad"), Jörg Radek (Polizeihauptkommissar), Zekeriya Altug (Vorstandsmitglied DITIB NRW) sowie weitere Gäste.

16.21 Uhr: Die EU-Regierungen haben sich auf eine wesentlich strengere Kontrolle der europäischen Außengrenzen verständigt. „Für die Sicherheit der europäischen Bürger ist das unbedingt nötig“, sagte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve nach einem Sondertreffen mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel. Laut Beschluss soll künftig an allen Außengrenzen des Schengen-Raums systematisch überprüft werden, ob ein- und ausreisende Personen in einer polizeilichen Datenbank eingetragen sind. Bisher können Staatsbürger von EU-Ländern in der Regel problemlos einreisen, wenn sie ein gültiges Ausweisdokument besitzen.

15.17 Uhr: Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es am Donnerstagabend einen SEK-Einsatz wegen Terrorverdachts in München gegeben. Eine Hotelangestellte hatte die Beamten informiert, weil ihr eine Gruppe von Gästen verdächtig vorkam. In dem Appartement hielten sich mehrere Menschen auf, zudem lägen Uniformteile und Butangasflaschen herum. „Es ist kein Terroranschlag geplant gewesen“, sagte der Sprecher der Polizei München, Marcus da Gloria Martins.

14.23 Uhr: In Frankreich wird jetzt sogar die Möglichkeit eines Angriffs mit Massenvernichtungswaffen diskutiert. „Man darf heute nichts ausschließen“, sagte Regierungschef Manuel ​Valls zu seiner Warnung vor einem terroristischen Angriff mit chemischen oder bakteriologischen Waffen. Zugleich wurde bekannt, dass Rettungskräfte und Krankenhäuser in Frankreich für den Fall eines Angriffs mit Nervengasen künftig das Gegenmittel Atropin-Sulfat erhalten sollen. Die Entscheidung dazu wurde nach Angaben einer Militärsprecherin allerdings schon vor den Anschlägen vom 13. November getroffen. Seit dem Anschlag der Aum-Sekte in der U-Bahn von Tokio im Jahr 1995 rechnen Experten auch mit einer „schmutzigen Bombe“ mit Nuklearmaterial. Zuletzt gab es mehrere Berichte über Giftgas in Händen des IS.

14.03 Uhr: Bei der Leiche (siehe vorherige Meldungen) handelt es sich um die 26 Jahre alte Hasna Aitboulahcen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Medienberichten zufolge ist sie eine Cousine des mutmaßlichen Hintermanns der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud. Die Frau sei anhand von Fingerabdrücken identifiziert worden.

12.29 Uhr: Als Signal für mehr Sicherheit sollen im Großraum Paris noch mehr bewaffnete Patrouillen eingesetzt werden. Zur Sicherung werden weitere 1500 Militärs mobilisiert, wie Polizeipräfekt Michel Cadot bekannt gab. Diese Einheiten ergänzten die bereits seit Anfang der Woche zusätzlich eingesetzten 1000 Kräfte.

11.39 Uhr: Bei der Leiche (siehe vorherige Meldung) handele es sich um eine Frau, deren Identität noch unbekannt ist. In einer Handtasche wurde nach den Angaben ein Ausweis auf den Namen Hasna Aitboulahcen gefunden, der Cousine des mutmaßlichen Hintermanns der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud. Der 28-Jährige war ebenfalls bei dem Einsatz am Mittwoch ums Leben gekommen.

10.56 Uhr: In der von der Polizei in Saint-Denis erstürmten Wohnung der Terroristen von Paris ist eine dritte Leiche entdeckt worden, wie die Staatsanwaltschaft bekannt gab.

10.11 Uhr: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat angesichts der Terroranschläge von Paris vor einer Spaltung Europas und einer Instrumentalisierung der Attentate in der Flüchtlingspolitik gewarnt. Die Attentate seien ein „Anschlag auf uns alle“, sagte Schulz der Süddeutschen Zeitung. „Deshalb dürfen wir Europäer uns in der Zeit der Trauer nicht spalten lassen.“

Abdelhamid Abaaoud
Abdelhamid Abaaoud © REUTERS | HANDOUT

8.46 Uhr: Einer der Drahtzieher der Pariser Terroranschläge, Abdelhamid Abaaoud, ist am Abend der Attacken in einer Metrostation östlich der französischen Hauptstadt erfasst worden. Der Sender BFMTV veröffentlichte ein Foto, das den 28-Jährigen am 13. November in der Metro-Station Croix de Chavaux in Montreuil zeigen soll. Nach Informationen des Senders France Info wurde Abaaoud von einer Kamera der Verkehrsgesellschaft RATP erfasst, als er um 22.14 Uhr die Metro-Station betrat. Kurz zuvor waren Cafés und Restaurants im Osten von Paris attackiert worden. Unweit der Metro-Station der Linie M9 hatten Ermittler einen schwarzen Seat sichergestellt, aus dem heraus die Attentäter die Cafés und Restaurants beschossen hatten. Der Wagen war von Brahim Abdeslam gemietet worden, der sich bei den Angriffen selbst in die Luft sprengte.

8.12 Uhr: Mit einer zentralen Zeremonie will Frankreich der Opfer der jüngsten Terrorattacken in Paris und Saint-Denis gedenken. Zu den Feierlichkeiten am 27. November werde auch Präsident François Hollande erwartet, berichtete der französische Sender Europe 1. Das Gedenken ist demnach im Invalidendom von Paris geplant, der meist für solche Zeremonien in Frankreich genutzt wird.

7.09 Uhr: Frankreich fordert die internationale Gemeinschaft in einem Uno-Resolutionsentwurf auf, sich dem Kampf gegen den IS anzuschließen. Die Länder, die dazu in der Lage seien, sollten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um gegen den IS auf dem von ihm kontrollierten Territorium in Syrien und im Irak vorzugehen, heißt es in dem im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorgelegten Dokument.

6.50 Uhr: Mindestens vier der Attentäter von Paris werden nach Angaben von US-Regierungsvertretern in einer Anti-Terror-Datenbank der amerikanischen Behörden geführt. Mindestens einer der Angreifer stehe zudem auf einer „No Fly List“ und habe somit in den USA keine Flüge antreten dürfen, sagten mehrere Insider.

6.32 Uhr: Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger ist einer Umfrage zufolge mit den verschärften Sicherheitsmaßnahmen nach den Anschlägen in Paris einverstanden. Diese von 91 Prozent der Befragten vertretene Meinung ziehe sich durch alle Bevölkerungsgruppen und Parteien, wie aus dem veröffentlichten Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin hervorging. Eine zu starke Beeinträchtigung der Grundrechte befürchteten dagegen fünf Prozent. Gespalten zeigen sich die Deutschen bei der Frage, ob sich die Bundeswehr direkt an Kampfeinsätzen gegen die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) beteiligen soll: 52 Prozent sind dagegen, 41 Prozent dafür.

6.10 Uhr: Homeland Security, das US-Ministerium für Heimatschutz, hat im Mai in einem Bericht vor dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris gewarnt. Der achtseitige, nicht vertraulich gestempelte Bericht analysiert die Folgen aus einem im Januar im belgischen Verviers vereitelten Anschlag. Überschrift: „Künftige IS-Operationen im Westen könnten dem unterbundenen belgischen Plot ähneln“. Er entstand in Zusammenarbeit mit dem FBI und dem nationalen Anti-Terror-Zentrum.

Die Ereignisse vom Donnerstag zum Nachlesen