Bagdad. Abu Alaa al-Afri gilt als Nummer Zwei der Terrormiliz. Bei einem Luftangriff der internationalen Koalition soll er getötet worden sein.

Der angebliche Vize-Chef der Terrormiliz Islamischer Stadt (IS) ist nach Angaben der irakischen Regierung bei einem Luftangriff der internationalen Koalition im Norden des Landes ums Leben gekommen. Abu Alaa Al-Afri und weitere IS-Anhänger seien bei einem Treffen in einer Moschee in dem Ort Tel Afar getötet worden, teilte das irakische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

Eine unabhängige Bestätigung für die Meldung gab es zunächst nicht. Das US-Zentralkommando erklärte, die Berichte über den Tod Al-Afris zur Kenntnis genommen zu haben. Es lägen jedoch keine Informationen vor, die diese Behauptung bestätigten. Die Militärs dementierten, dass bei dem Angriff in Tel Afar eine Moschee getroffen worden sei.

Zwei Screenshots aus einem Video des irakischen Verteidigungsministeriums zeigen ein Haus in dem nordirakischen Ort Tel Afar vor und während des Luftangriff der internationalen Koalition
Zwei Screenshots aus einem Video des irakischen Verteidigungsministeriums zeigen ein Haus in dem nordirakischen Ort Tel Afar vor und während des Luftangriff der internationalen Koalition © dpa

Zudem gab es zu der angeblichen Tötung Ungereimtheiten. So entfernte das Verteidigungsministerium in Bagdad ein zunächst auf seiner Internetseite verbreitetes Video, das den Luftschlag auf Al-Afri zeigen soll. Stattdessen veröffentlichte das US-Zentralkommando am Mittwoch auf Youtube ein Video, auf dem derselbe Angriff zu sehen ist. Datiert wird er auf den 4. Mai 2015. Es habe sich um einen Angriff auf IS-Stellungen im Nordirak gehandelt, heißt es weiter.

Spärliche Infos zu Al-Afri

Über Al-Afri kursieren nur wenige Informationen, die sich teilweise widersprechen. Laut dem irakischen Analysten Hischam al-Haschimi soll er 2010 von dem damaligen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden ausgewählt worden sein, um an die Spitze der Vorläuferorganisation des IS zu rücken. Das Terrornetzwerk und der IS waren damals verbündet - mittlerweile sind sie verfeindet.

Im April meldete das US-Magazin „Newsweek“ unter Berufung auf Al-Haschimi, Al-Afri sei zum Stellvertreter von IS-Chef Abu Bakr Al-Bagdadi erklärt worden. Die britische Zeitung „Guardian“ hatte zuvor gemeldet, Al-Bagdadi sei im März bei einem Luftangriff der US-Koalition schwer verletzt worden. Auch für diese Meldungen gab es keine Bestätigung. In der Vergangenheit hatten sich Berichte über den Tod oder eine Verletzung Al-Bagdadis mehrfach als falsch erwiesen.

Al-Haschimi zufolge ist Al-Afri auch als Abd al-Rahman Mustafa al-Kaduli bekannt. Auf eine Person mit diesem Namen haben die USA Anfang Mai eine Belohnung von bis zu sieben Millionen US-Dollar (rund 6,1 Millionen Euro) ausgesetzt.

IS-Erfolge auch in Syrien

Die IS-Extremisten konnten gleichzeitig Erfolge im Irak und auch im benachbarten Syrien erzielen. Der IS beherrscht in beiden Ländern große Gebiete, in denen er eine Terrorherrschaft errichtet hat. Im Westen des Iraks seien die Dschihadisten nordöstlich der Stadt Falludscha vorgerückt, erklärte ein irakischer Armeeoffizier.

Im Osten Syriens stießen die Extremisten weiter auf die historische Oasenstadt Palmyra vor. In heftigen Gefechten hätten sie östlich von Palmyra große Teile des Ortes Al-Suchna eingenommen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bei den Kämpfen seien mindestens 70 Anhänger des Regimes und 40 IS-Kämpfer getötet worden. In der Region liegen wichtige Gasfelder, um die es schon seit Monaten immer wieder heftige Kämpfe zwischen Regimetruppen und dem IS gibt. (dpa)