New York/Brüssel. “Es ist widerlich, Tausende an der Türschwelle des reichsten Kontinents der Welt ertrinken zu sehen.“ Auch Kanzlerin Merkel denkt völlig neu.

Am Freitag waren es wieder 80 Menschen, die über das Mittelmeer schippern wollten. Tunesische Fischer haben die in Seenot geratenen Migranten gerettet. Die Menschen waren von der libyschen Küste in Richtung Europa gestartet, teilte die Hilfsorganisation Roter Halbmond mit. "Der Strom der Migranten scheint kaum abzureißen", sagte Mongi Slim, ein Vertreter der Organisation in der Hafenstadt Zarzis im Südosten Tunesiens, der Nachrichtenagentur AFP.

Derweil hat Hollywood-Star Angelina Jolie nach den tödlichen Schiffsunglücken im Mittelmeer die europäische Flüchtlingspolitik scharf angegriffen: "Es ist widerlich, Tausende Flüchtlinge an der Türschwelle des reichsten Kontinents der Welt ertrinken zu sehen", sagte Jolie am Freitag bei einer Sitzung des Uno-Sicherheitsrats in New York. "Niemand riskiert auf diese Art das Leben seiner Kinder, außer in höchster Verzweiflung." Die Schauspielerin sprach in ihrer Aufgabe als Sondergesandte des Uno-Flüchtlingskommissars zur Lage der Flüchtlinge aus Syrien.

Mehr Hilfen für syrische Flüchtlinge seien eine "unumgängliche moralische Pflicht", sagte Jolie. Ausdrücklich lobte sie Syriens Nachbarländer für deren "außergewöhnlichen Beitrag" bei der Aufnahme von Vertriebenen. Die Schauspielerin prangerte das Versagen der Weltgemeinschaft im syrischen Bürgerkrieg an. "Der Zweck der Uno ist, Konflikte zu verhindern und zu beenden", sagte Jolie. "Wir sind gescheitert, dies in Syrien zu tun." Die Krise werde durch "die Spaltung und die Unentschlossenheit der internationalen Gemeinschaft" verschärft.

Die Schauspielerin hatte bereits mehrfach Flüchtlingslager in der Region besucht. Der Bürgerkrieg in Syrien dauert inzwischen seit mehr als vier Jahren an. Seit Beginn des Aufstands gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad im März 2011 wurden mehr als 220.000 Menschen getötet und Millionen Zivilisten in die Flucht getrieben.

Hamburger Containerschiff rettet Flüchtlinge

Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet
Ein Containerschiff der Hamburger Reederei Claus-Peter Offen hat aus dem Mittelmeer zwischen Malta und Libyen 420 Flüchtlinge aus acht Nationen gerettet © Svante Domizlaff
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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich unterdessen für eine radikale Reform der Flüchtlingsverteilung in der EU ausgesprochen. Das sogenannte Dublin-System, nach dem Asylbewerber dort aufgenommen werden, wo sie zuerst ankommen, funktioniere nicht mehr, sagte Merkel auf einer CDU-Veranstaltung in Bremerhaven. "Es muss daran gearbeitet werden, Dublin zu verändern."

So finden Flüchtlinge hier Anschluss

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    Vor allem Italien, Griechenland und Malta drängten auf eine Reformen. "Wir sind dazu bereit, weil wir die Flüchtlinge ja eh kriegen", sagte sie mit Hinweis darauf, dass im vergangenen Jahr in Italien zwar 170.000 Flüchtlinge ankamen, aber nur 67.000 Asylanträge gestellt wurden. Stattdessen stellen immer mehr Einreisende ihre Anträge in Bayern oder Baden-Württemberg.

    "Es ruft alles nach einem System, bei dem wir die Bevölkerungszahl miteinbeziehen und die Wirtschaftskraft", sagte Merkel. Aber auch die Asylverfahren und die Registrierung müssten überall in der EU nach den gleichen Standards abgewickelt werden. Dann könne man auch überlegen, ob Asylverfahren nicht etwa in Italien bearbeitet würden und diejenigen, die bleiben könnten, über die EU verteilt würden. Etliche EU-Staaten hatten auf einem Sondergipfel zur Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer aber Vorbehalte und wollen aus innenpolitischen Gründen die Zahl von Asylbewerbern begrenzen. (AFP/dpa/rtr)