Berlin . Die Verteidigungsministerin hält die Standardwaffe der Bundeswehr für unbrauchbar. Offenbar sollen die Soldaten ein anderes Gewehr erhalten.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hält die Standardwaffe der Bundeswehr, das Sturmgewehr G36, wegen massiver Probleme bei der Treffsicherheit für unbrauchbar. „Dieses Gewehr, so wie es konstruiert ist, hat in der Bundeswehr keine Zukunft“, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch nach Teilnehmerangaben im Verteidigungsausschuss des Bundestags. Bei der Truppe sind zurzeit rund 167.000 dieser Gewehre in Gebrauch.

Offen blieb zunächst, ob das Sturmgewehr der Firma Heckler & Koch IPO-HIK.L in einer veränderten Version künftig für die Bundeswehr akzeptabel sein könnte. Die Spezialkräfte und Soldaten im Einsatz sollen aber offenbar direkt eine andere Waffe erhalten. Ihre Sturmgewehre sollten möglichst rasch ersetzt werden, kündigte von der Leyen an.

Ein am Freitag vorgelegtes Gutachten im Auftrag des Ministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass die Trefferquote des überwiegend aus Kunststoff bestehenden Gewehrs rapide sinkt, wenn es draußen heiß ist oder die Waffe heiß geschossen wird - und zwar teils auf nur noch sieben Prozent. Gefordert werden aber 90 Prozent Trefferquote.

Auch Feuchtigkeit bereitet Probleme. „Der Wechsel zwischen trockener und feuchter Umgebung führt beim G36 zu vergleichbaren Einschränkungen wie eine Änderung der Umgebungstemperatur“, heißt es in dem Gutachten, das Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Juli 2014 in Auftrag gegeben hat.

In der 372 Seiten starken Studie heißt es weiter, Präzisionsprobleme gebe es auch mit den besten Patronen. Beteiligt waren Bundesrechnungshof, das Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, Wehrtechniker der Bundeswehr und das Wehrwissenschaftliche Institut für Werks- und Betriebsstoffe.

Wer seit wann von den Mängeln wusste, eine eine der zentralen Fragen in dem Fall. Bisher steht fest, dass die Bundeswehr die Mängel spätestens Anfang November 2011 feststellte und die Spitze des Ministeriums spätestens im April 2012 informiert war. Erste Hinweise auf die Probleme soll es aber schon früher gegeben haben.

Das Kuriose: In all den Jahren haben sich weder beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr noch beim Wehrbeauftragten noch beim Bundeswehrverband Soldaten über ihr Standardgewehr beschwert.

(dpa/rtr/HA)