Hamburg. Deutscher Konvertit Marcel S. soll Weggefährte des IS-Henkers “Jihadi John“ gewesen sein. Boko Haram schwört IS die Treue.

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben laut einem "Spiegel"-Bericht einen deutschen Gefährten des weltweit gesuchten "Jihadi John" identifiziert, welcher in den vergangenen Monaten durch mehrere Exekutions-Videos der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannt geworden war. Die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram hat am Sonnabend dem IS Treue und Gefolgschaft geschworen.

Nach gemeinsamen Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins und der britischen Zeitung "Mail on Sunday" handelt es sich bei dem Begleiter "Jihadi Johns" um den deutschen Staatsbürger Marcel S. aus Düsseldorf, der den deutschen Behörden seit Jahren als radikaler Konvertit bekannt sei.Marcel S. habe das heutige IS-Mitglied "Jihadi John" im Mai 2009 bei einer Reise nach Tansania begleitet, berichtet der "Spiegel". Dort seien die Männer, die von einem weiteren Freund begleitet worden seien, am 22. Mai 2009 am Flughafen aufgehalten worden. Die Behörden verweigerten ihnen dem Bericht zufolge die Einreise und schoben die Männer nach London ab. Damals sei angenommen worden, dass die drei Männer nach Somalia reisen und sich dort der islamistischen Shebab-Miliz anschließen wollten.

Marcel S. im Visier der Behörden

Spätestens seit der versuchten Tansania-Reise sei Marcel S. im Visier deutscher, aber auch französischer Sicherheitsbehörden, heißt es in dem Bericht. Die Franzosen ließen den Düsseldorfer demnach 2009 im Schengen-Raum zur verdeckten Fahndung ausschreiben. Den deutschen Strafverfolgern sei S. im September 2013 ins Netz gegangen. Auf der Rückreise aus Kairo sei er am Frankfurter Flughafen mit einem gefälschten französischen Personalausweis und einem gefälschten Führerschein erwischt worden, die in seine Jacke eingenäht gewesen seien.

Seit einer Verurteilung im Herbst 2014 wegen der gefälschten Papiere hält sich Marcel S. laut "Spiegel" wieder in Düsseldorf auf. Er behauptete demnach in einem kurzen Gespräch mit dem Magazin, er habe sich von der islamistischen Szene in Deutschland abgewandt. "Ich habe mit dem ganzen Zeug nichts mehr zu tun", sagte der heute 29-Jährige demnach. An seinen ehemaligen Reisebegleiter "Jihadi John" erinnerte sich S. nach eigenen Angaben nicht mehr.

IS-Killer aus Westlondon

Mehrere britische und US-Medien hatten Ende Februar den Mann mit dem britischen Akzent identifiziert, der "Jihadi John" genannt wird und mehrere westliche Geiseln enthauptet haben soll. Der gebürtige Kuwaiter Mohammed Emwazi soll in West-London aufgewachsen sein. Sein Vater Dschassem Emwazi hatte in einem Interview zunächst gesagt, er habe seinen Sohn auf den Videos an der Stimme erkannt. Am Mittwoch sagte er jedoch der Zeitung "Al-Kabas", nichts belege, dass sein Sohn wirklich "Jihadi John" sei.

Boko Haram schwört IS die Treue

Der Chef der nigerianischen Extremistengruppe Boko Haram, Abubakar Shekau, hat der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) seine Gefolgschaft zugesichert. "Wir verkünden unsere Treue zum Kalifen der Muslime, Ibrahim bin Awad bin Ibrahim al-Husseini al-Kraschi", heißt es in einer Audio-Botschaft, die am Sonnabend über das Twitter-Konto von Boko Haram verbreitet und Shekau zugeschrieben wurde. Der IS-Chef Kraschi ist besser bekannt unter dem Namen Abu Bakr al-Bagdadi.

Boko Haram, was sich sinngemäß mit "westliche Bildung ist Sünde" übersetzen lässt, kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete die Gruppe bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen etwa 13.000 Menschen.

Al-Bagdadi hatte sich Ende Juni vergangenen Jahres in der irakischen Großstadt Mossul zum "Kalifen" aller Muslime erklärt - ein Anspruch, der von fast allen islamischen Geistlichen zurückgewiesen wird. Zugleich rief der Dschihadistenführer ein "Kalifat" aus, das vorerst die Gebiete in Syrien und dem Irak unter der Kontrolle seiner Miliz umfasst. Unter seiner Führung hat sich die IS-Miliz zur wohl mächtigsten, reichsten und brutalsten Dschihadistengruppe der Welt entwickelt.

(AFP/dpa)