Manipulation bei der Auszählung, gekaufte Stimmen und eingeschüchterte Wähler: Und es gibt noch immer kein Ergebniss der Wahl.

Kabul. Bei der afghanischen Parlamentswahl im vergangenen Monat waren nach Angaben der Wahlkommission ein Viertel der abgegebenen Stimmen ungültig. 1,3 der insgesamt 5,6 Millionen Stimmen wurden nicht gewertet, wie das Gremium mitteilte. Die Abstimmung für eine neue Volksvertretung galt für den Westen als Test für die demokratische Entwicklung und die Stabilität des Landes.

Wegen Anschlägen und Drohungen der aufständischen Taliban waren mehr als 1000 Wahllokale im Land am Wahltag gar nicht erst geöffnet worden. Unabhängige Wahlbeobachter berichteten von systematischem Betrug an den Wahlurnen, Stimmenkauf, Einschüchterung der Wähler und der massenhaften Nutzung gefälschter Wahlzettel. Einige Distrikte vermelden eine Wahlbeteiligung von über 100 Prozent.

Die Wahlbeschwerdekommission hatte über 4000 Beschwerden über Manipulation, Einschüchterung und Wahlbetrug erhalten. Die Prüfung der Beschwerden dürfte noch einige Wochen in Anspruch nehmen, sodass die Endergebnisse der Wahl nicht vor Mitte November zu erwarten sind.

Bereits die Präsidentschaftswahl vor gut einem Jahr war von massivem Wahlbetrug überschattet gewesen. Monatelang war über das Endergebnis gestritten worden. Dies scheint sich nun zu wiederholen. Die unzureichende Glaubwürdigkeit der Parlamentswahl wird vermutlich den Nato-Gipfel Mitte November und die Überprüfung der Afghanistan-Strategie der US-Regierung im Dezember belasten. Die West-Länder wollen im kommenden Jahr mit dem Abzug ihrer Truppen beginnen.