Sie herrschte ihn an, dann legte sie auf. Condoleezza Rice drängte George W. Bush, sich nach den Terroranschlägen in Sicherheit zu bringen.

London. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat die damalige Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice US-Präsident George W. Bush in barschem Ton aus Washington ferngehalten. Sie habe ihm mit lauter Stimme und kurz angebunden gesagt, er solle auf keinen Fall von seinem Aufenthalt in Florida ins Weiße Haus zurückkehren, und dann einfach aufgelegt, sagte Rice in einem Interview mit dem britischen Sender Channel 4 kurz vor dem Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington.

„Der Präsident war ziemlich sauer auf mich, um es milde auszudrücken“, berichtet Rice in dem Gespräch, das am 11. September ausgestrahlt werden soll. Sie habe ihm klar gemacht, dass niemand wisse, was noch passieren werde, und dass das Weiße Haus ein Terrorziel sei. „Ich kenne den Präsidenten seit sehr langer Zeit, und ich wusste, dass er nichts mehr wollte, als vor Ort zu sein und das Ruder in die Hand zu nehmen.“ Rice war von 2005 bis 2009 Außenministerin der USA unter Bush.

Rice spricht außerdem über die Situation im Bunker unter dem Weißen Haus, in dem sie zusammen mit dem damaligen Vize-Präsidenten Dick Cheney und anderen Regierungsmitgliedern Zuflucht gesucht hatte. „Es waren so viele Menschen in dem Bunker, dass der Sauerstoff knapp wurde. Geheimdienstler kamen herein und meinten: Wir müssen ein paar Leute hier rausholen. Sie gingen herum und sagten den Leuten buchstäblich, dass sie nicht essenziell wichtig seien und gehen müssten.“

Außerdem sei das gesicherte Kommunikationssystem der Regierung zeitweise zusammengebrochen, sodass geheime Informationen über normale Handy-Verbindungen ausgetauscht werden mussten. „Das war wirklich gefährlich, denn wenn die Terroristen uns abgehört hätten, hätten sie vieles mitbekommen über die Handys“, erinnert sich Rice.